Dabei hat alles so gut angefangen … hier am Beginn unserer geplanten Mariazell-Fußwallfahrt, am Samstag um 7.30 Uhr in Rodaun.
In diesiger Morgenstimmung ging es über die Perchtoldsdorfer Heide bergauf (wie auch in Wanderung 17 in unserem Buch beschrieben) – und trotz einer frischen Brise kamen wir in der Sonne bald ins Schwitzen.
So gut wie allein im Wald – herrlich! Gelegentlich ein Bewohner der Gegend, der mit dem Hund spazierenging, aber das war auch schon alles.
Die Franz-Ferdinand-Schutzhütte sah schon geöffnet aus. Ein zufriedener Herr setzte sich mit dem ersten Bier des Tages in den Garten, aber uns war es für eine erste Einkehr noch zu früh.
Von der Liechtenstein-Höhenstraße aus konnte man immer wieder wahre Bärlauchmeere erblicken. Die Blüten sollen angeblich ganz gut sein und ebenfalls nach Knoblauch schmecken, verrät uns ein Experte.
Mitten im Wald hören wir plötzlich eine offenbar künstlich verstärkte Stimme, die klingt, als würde da jemand eine Feldmesse lesen. Kurz vor Erreichen des (übrigens nach wie vor geschlossenen) Gasthauses Seewiese ereilen wir dann unser Schicksal: eine Pilgergruppe mit einem Hauptpulk von gut 100 Leuten. Weiter vorn geht einer, der ein Holzkreuz trägt, in der Mitte hatscht ein Mensch, der ein Vaterunser und Ave Maria nach dem anderen in sein Mikrophon plärrt. Rundherum die Schäflein, die niemanden vorbeilassen, weil sie ja bei dem Lärm sowieso nichts mitkriegen.
Man fragt sich, was jemanden auf die Idee bringt, aus einer Fußwallfahrt eine laute Massenveranstaltung zu machen, bei der garantiert keiner der Teilnehmer auch nur eine Sekunde der Besinnung finden wird. Auch nach Überholen der Hauptgruppe werden wir die Gemeinschaftswanderer nie mehr los (siehe Bild oben); immer sind vor und hinter uns welche. Und da die Herrschaften von Bussen und mobilen Labestellen betreut wurden, fragte uns auch manchmal jemand von den Organisatoren: „Wollts a Wassa?“ Nein, wollen wir nicht, danke, eh lieb, aber wir wollen auch nicht zu euch dazugehören, sondern BITTE IN RUHE wandern! Geht aber nicht. Wieder einmal wissen wir, warum man das Volk als gemein bezeichnet.
Am Friedhof Heiligenkreuz rennt die Herde vorbei, weil sie es eilig hat – warum auch immer, der Herrgott tät’ eh auf sie warten. Wir nützen die Gelegenheit und besuchen das Grab der armen Mary Vetsera. Danach überzeugen uns ein paar Anrufe davon, dass jedes Weitergehen sinnlos ist, weil in den zwei, drei Ortschaften, die wir heute noch erreichen könnten, keine Übernachtungsmöglichkeit mehr existiert. Nix mehr frei, alles ausgebucht, tut uns leid, 140 Leute werden erwartet, rufens morgen wieder an. Tun wir nicht – wir beschließen, nach Hause zu fahren.
Also klettern wir noch die hatscherten Stiegen vor dem Kreuzweg von Heiligenkreuz hinauf (die hektischen Massenpilger eilen an einem Nebenweg vorbei) …
… wundern uns mit dem Hirsch im Gehege dahinter über diese Leute und warten im Stiftsgasthaus Heiligenkreuz, bis einer der Busse nach Mödling mit den biblisch seltenen Abfahrtszeiten daherkommt. Der Kellner erzählt uns, dass die Riesengruppe mit dem Kreuz, die jetzt wie ein Tatzelwurm nach und nach durch den Hof des Stifts zieht, die jährliche Mariazell-Prozession der Pfarre Perchtoldsdorf sei. Aber die übernachten, wie wir hören, in Furth. Also sind von irgendwoher noch mindestens 140 Leute (siehe oben) unterwegs. Nein, danke!
Der Kellner erzählt uns auch, dass heute noch ein paar Busse nach Heiligenkreuz kommen, dass eine Agape (und morgen dann eine Hochzeit) mit 300 Leuten stattfindet und am 1. Mai der große Klostermarkt. Sind die alle wahnsinnig? Muss denn alles zum Kirtag werden? Anscheinend schon – aber nicht mit uns.
Also endet unsere Mariazell-Wanderung diesmal hier, bei der Busstation Richtung heimwärts. Anscheinend hatten wir im vergangenen Jahr Glück, weil wir praktisch allein unterwegs waren, obwohl wir damals auch am Wochenende und einem Fenstertag gingen. Daran erinnern wir uns viel lieber als an diesen Menschenauflauf – und werden Ihnen unsere Erinnerungen auch bald in Wort und Bild auf diesen Seiten präsentieren. Ebenso wie die Wanderungen, die wir in den vergangenen und nächsten Tagen stattdessen unternehmen … (ph)
[…] wir unsere Fußwallfahrt nach Mariazell – wie berichtet – bereits nach der ersten Etappe abbrechen mussten, begaben wir uns auf die Suche nach einer […]
[…] Ebenfalls gut von Wien aus zu erreichen sind die ausgedehnten Bärlauchbestände auf dem Weg von Liesing nach Laab (Wanderung 15). Der Ausgangspunkt ist Rodaun im 23. Bezirk, von wo aus es sich übrigens – und hoffentlich irgendwann wieder – auch wunderbar nach Mariazell pilgern lässt. (Lesen Sie mehr über unseren gescheiterten Wallfahrtsversuch in unserem Beitrag „Ich bleib’ lieber weg“.) […]
[…] Richtung) dorthin gekommen, bei unserer gescheiterten Mariazeller Wallfahrtswanderung, und haben hier darüber berichtet […]
[…] Ebenfalls gut von Wien aus zu erreichen sind die ausgedehnten Bärlauchbestände auf dem Weg von Liesing nach Laab (Wanderung 15). Der Ausgangspunkt ist Rodaun im 23. Bezirk, von wo aus es sich übrigens – und hoffentlich irgendwann wieder – auch wunderbar nach Mariazell pilgern lässt. (Lesen Sie mehr über unseren gescheiterten Wallfahrtsversuch in unserem Beitrag „Ich bleib’ lieber weg“.) […]