Von der Bahnstation Neulengbach-Stadt führt uns der Weg direkt ins Ortszentrum, wo wir uns zuerst über ein Gedicht von Josef Weinheber (den man bei aller politischen Korrektheit nicht vergessen sollte) an einer Hauswand freuen:
Und dann: Egon Schiele. Der berühmte Maler verstarb bekanntlich jung, mit 28 Jahren, an der Spanischen Grippe, die zum Ende des Ersten Weltkriegs noch einmal Millionen Todesopfer forderte. Sein Todestag jährt sich heuer zum 100. Mal, und da will Neulengbach beim Feiern natürlich nicht fehlen. Schließlich hat Schiele einmal kurze Zeit in Neulengbach gewohnt und wurde wenige Monate nach seiner Übersiedlung verhaftet – wegen der angeblichen Entführung und Schändung eines Mädchens. (Man hat damals schon mit ähnlichen Methoden gearbeitet wie heute …) Da man die Anschuldigungen aber nicht beweisen konnte, steckte man ihn einfach wegen der Verbreitung unsittlicher Zeichnungen, genauer gesagt, wegen “Verletzung der öffentlichen Sittlichkeit und Schamhaftigkeit“ in eine Gefängniszelle des Ortes.
Stolz muß man darauf nicht wirklich sein, aber das ist in Zeiten der Erinnerungskultur sowieso wurscht, daher finden wir in Neulengbach anlässlich des Gedenkjahrs …
… einen Egon-Schiele-Platz (den fehlenden Bindestrich schenken wir der Gemeinde gern) …
… samt Büste, ein Egon-Schiele-Museum, einen Egon-Schiele-Rundweg (noch zwei Bindestriche, irgendwann verrechnen wir das alles) und zu guter Letzt auch noch die Gefängniszelle, die den Künstler ein paar Wochen beherbergte und sich in diesem düsteren Trakt befindet:
Das alles ist interessant und sehenswert, erfreut den kulturinteressierten Wanderer und fördert hoffentlich auch den Fremdenverkehr. Und wer im Gerichtsgebäude schnell einen Einlauf braucht, dem kann ebenfalls geholfen werden:
Haben wir Neulengbach über die Almersbergerstraße verlassen, so blicken wir noch einmal auf die barocke Pfarrkirche und die mittelalterliche Burganlage zurück, bevor wir der in unserem Buch beschriebenen Wanderung 11 folgen – Richtung Laurenzi-Kapelle und Buchbergwarte.
So schaut die Warte aus – ein bissl verwortakelt, wie man in Ostösterreich sagen würde …
… aber der Blick von der Aussichtsplattform ist schön. Und er beweist, daß am Sonntag um 12 Uhr mittags wirklich alle brav zum Papperl strömen.
Wir gehen weiter und stoßen im Wald vor Erlaa-Siedlung zwar auf einen gut markierten Weg, aber auch auf Spuren von Holzfällerirrsinn, die den Wanderpfad laut Auskunft Einheimischer seit Dezember nahezu unbegehbar machen.
Am Ende unserer Wanderung erreichen wir Rekawinkel – das in unserem Buch erwähnte Postamt an der Hauptstraße gibt es (wie so viele Postämter in diesem Land) leider nicht mehr. Dafür existiert das Gasthaus Mayer noch, auch wenn ihm der Vorname „Wilhelmine“ jetzt fehlt, und bietet wahrlich exzellente Küche. Da kann man sich schon noch ein paar Stündchen aufhalten, bevor man zum Bahnhof und damit zum Zug Richtung Wien hinuntergeht. (ph)
[…] und dem Namen „Leopold Figl Warte“ (siehe oben – und bitte vergessen Sie nicht: Wir haben günstig Bindestriche anzubieten), aber in Wahrheit lauern sie seit 1967 und mit Einverständnis der Behörden da oben auf dem Berg, […]