Des Feldherrn Schloss

Wer heute durch den Bürgerspitalwald in Hadersdorf wandert, kann sich kaum vorstellen, dass dieses Gebiet vor ca. 230 Jahren ein gepflegter Landschaftsgarten mit einem prunkvollen Schloss war.

Nach dem Abstieg von der Mostalm erreicht man die Mauerbachstraße bei der Busstation Kasgraben (wo einst das Restaurant Grüner Jäger stand, dessen Gebäude geschleift wurde und nun eine Baulücke hinterlässt), hält sich links und bleibt auch auf der linken Straßenseite. Siehe dazu die ausführliche Beschreibung der Wanderung 3 – „Mit der Straßenbahn in die Natur“ – in unserem Buch Wandern im Wienerwald.

Der Stadtwanderweg 8 mit seinen grünen und blauen Markierungen läuft hier unmittelbar neben der lärmigen Straße. Auf diesem Pfad erreichen wir nach ca. 300 m das von Franz Anton Zauner 1791 gestaltete Grabmal des Feldmarschalls Gideon Ernst Freiherr von Laudon, wo ein Krieger im Harnisch neben dem Verblichenen trauert.

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Pikant ist allerdings, dass dieses Kunstwerk ein Kenotaph ist, denn es ist leer. Den eigentlichen Ort der Bestattung des Feldherrn kennt man heute nicht mehr.

Laudon, der aus dem Baltikum stammte, diente zunächst in der russischen Armee, die er nach Unstimmigkeiten verließ. Nachdem seine Dienste bei Preußens Friedrich nicht willkommen waren, trat er 1742 in habsburgische Dienste. Hier konnte er im Siebenjährigen Krieg und im 8. Österreichischen Türkenkrieg militärische Erfolge verbuchen.

1777 erwarb der Feldherr Schloss Hadersdorf, das heute unter dem Namen Schloss Laudon das einzige Wasserschloss Wiens ist. Dieses mächtige Gebäude war gegen Ende von Laudons Leben (er starb 1790) Zentrum eines Landschaftsparks, den er über einige Jahre hinweg anlegen ließ.

Geht man vom Grabmal des Feldherrn ca. 400 m weiter, erreicht man die Türkensteine – Steinskulpturen, die Laudon nach der Eroberung der Feste Belgrad 1789 nach Wien mitnahm und in seinem Park aufstellen ließ.

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Zweigt man hier zum Dodererstein ab (siehe Beitrag „Heimitos Heim“) und folgt entgegen der Routenbeschreibung zu W3 dem unruhigen Weg durch geschlägertes Waldgebiet weiter, erreicht man bald die Mauerbachstraße. 150 m weiter, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, befindet sich der Eingang zum Park um das Wasserschloss.

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Der Zutritt zum Schloss, das eine bewegte Geschichte hinter sich hat und noch bis 2022 als Verwaltungsakademie im Besitz des Bundes ist, bleibt leider verwehrt – außer bei Anmietung für Hochzeiten und Seminare, öffentlichen Veranstaltungen und speziellen Führungen.

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Im Park kann man sich jedoch frei bewegen und beispielsweise den grandiosen Blick auf die Wassergräben genießen.  (shaw)

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