So – jetzt hat unsere Nachweihnachtspause wirklich lang genug gedauert! Erst die Feiertage, in denen wir nicht nur viel zuviel essen, sondern auch die Arbeit am Adventkalender verdauen mussten, dann Silvester, dann die große Trägheit, Verkühlungen, der Wiedereinstieg ins Arbeitsleben … aber was erzähle ich Ihnen, Sie kennen das ja wahrscheinlich selbst zur Genüge.
Jedenfalls: “Wandern im Wienerwald” ist wieder da (also der Blog, das dazugehörige Buch in der mittlerweile 2. Auflage gibt’s sowieso nach wie vor in jedem gutsortierten Lesesupermarkt, off- wie online). Willkommen im (Wander-)Jahr 2019!
Mancher mag etwas melancholisch geworden sein, wenn er in den letzten paar Tagen gesehen hat, wie die Christbäume auf dem Mist gelandet sind. Richtig deprimierend wird’s dieses Jahr aber erst, wenn man nach einem Kurier–Bericht vom 4. Jänner geht: Darin heißt es nämlich, dass die große Abholzung rund um Klosterneuburg (wir haben voll Zorn und Entsetzen berichtet) heuer ungebremst weitergehen soll.
Damals war angeblich noch das Eschentriebsterben daran schuld, dass man wie wild Bäume fällen musste. Jetzt, so will es wenigstens die Zeitung, sind es „die Gesetzeslage“ und „strikte Auflagen“, die dazu führen, dass man noch mehr umschneiden muss – interessanterweise, wie es scheint, nur im Bereich der Gemeinde Klosterneuburg. Wie man weiß, fallen Gesetze und Auflagen vom Himmel, niemand kann etwas dagegen tun, am allerwenigsten der im Artikel zitierte Bürgermeister, der aber immerhin samt seinem Gemeinderat eine Resolution an das Bundesministerium für Nachhaltigkeit (Sowas haben wir? Geht’s noch blöder?) und an das Justizministerium geschickt hat. Nicht für den Schutz der Bäume, nein, es geht vielmehr darum, die „Pflichten als Wegerhalter“ zu lockern. Weil sonst hohe Zahlungen fällig werden …
Das Ergebnis sieht dann so aus wie auf dem Bild oben. Und auch diese Vergewaldigung kostet die arme Gemeinde eine Menge Geld. Nein, nein, mit dem Holz der gefällten Bäume ist nichts zu verdienen – ein Schelm und Verschwörungstheoretiker, wer anders darüber denkt. Wahrscheinlich hat das gemeine Volk völlig vergessen, dass viele Jahrzehnte lang Wochenende für Wochenende unzählige Spaziergänger, Wanderer und andere Waldpassanten von fallenden Ästen, umstürzenden Bäumen und sich hinterlistig in den Weg stellenden Wurzeln erschlagen oder zumindest schwer verletzt wurden. Und dann mussten die Gemeinden natürlich Millionen Schadenersatz und Strafen zahlen, an wen auch immer – die erlegten Wanderer und ihre Angehörigen haben jedenfalls nichts davon gemerkt.
Kaum jemand will – wie der Autor dieser Zeilen – durch derartig verwüstete Mondlandschaften gehen wie auf dem Bild oben. Aber das liegt nicht etwa an der Holzkopferei, Verzeihung: Holzmacherei, sondern daran, dass der einfache Mensch undankbar und begriffsstützig ist. In der Bevölkerung – so der Kurier-Artikel – herrscht angeblich „Verwirrung“ (was ja auch wieder typisch Bevölkerung ist). Wie sagt schon der Klosterneuburger Bürgermeister dazu: „Die meisten Anfragen über die Abholzung haben wir von Wanderern erhalten. Erklären wir dann den gesetzlichen Hintergrund, stoßen wir dabei meist auf Unverständnis.“
Also, liebe Wander- und Naturfreunde: Seid doch froh, dass auf euren Wegen durch den Wald kein Wald mehr im Weg steht. Das alles passiert doch nur zu eurer eigenen Sicherheit! (Man kann die amtliche Interpretation solcher Machenschaften mit den penetrant verlogenen Schildern in Bankfilialen und anderswo vergleichen: „Diese Filiale wird zu Ihrer Sicherheit videoüberwacht.“ – Danke schön, aber wir haben nicht darum gebeten …).
Demnächst wird man die Wege im Wald vielleicht auch noch begradigen und zubetonieren, damit niemand mehr stolpern oder sich verirren kann, damit sie – „für Ihre Bequemlichkeit“ – bei jeder Wetterlage begehbar sind und damit die Mountainbiker besser Tempo machen können, bevor sie harmlose Wanderer niederführen. Aber dazu kommen wir ein anderes Mal. Bis dahin höret den Warnruf: TIMBER! (ph)