In den ersten 20 Minuten hätten wir schon fast aufgegeben. Als wir die gestreute Straße in Michelbach verlassen hatten und über ein paar stark vereiste Steinstufen in den Wald vorgedrungen waren, fanden wir uns zwar in einer täuschend friedlichen Umgebung wieder …
… aber der Weg war zum Teil sehr steil, voller rutschiger Fallen und dort, wo weder Schnee noch Eis lauerten, ziemlich gatschig. Aber wir kämpften uns tapfer durch, klammerten uns an Ästen und Baumstämmen fest und gelangten so bis zur Tarnhofkapelle, wo wir einen ersten Schluck Tee aus der Thermoskanne nahmen und die winterliche Aussicht genossen. Bei einem solchen Anblick vergisst man jede Strapaze.
An der Stelle, wo wir laut Wegbeschreibung (Route 29 in unserem Buch „Wandern im Wienerwald“) rechts abbiegen und hinter der Kapelle des Berghofs weiter bergauf hatschen sollten, war der Schnee schon um einiges tiefer.
Gescheiterweise hatten wir ein junges Pärchen vorauseilen und somit den Weg spuren lassen – aber wenn man auch nur ein paar Zentimeter neben die Schuhabdrücke stieg, konnte man schon ganz schön einsinken.
Trotzdem war der Weg zur Volkssternwarte Michelbach (unten im Bild) ein wahres Wintererlebnis, und wir kamen dorthin und bis zum nächsten Kreuzungspunkt – und noch weiter – ohne Stürze, nasse Füße und Mitwanderer.
Erst als wir auf den WWW 404 Richtung Kukubauerhütte eingeschwenkt waren – und dann neben der Jubiläumsweide, wo es richtig verschneit war, …
… schloss sich uns ein Begleiter an: ein junger, schwarzer Hund, der treu neben uns herrannte, die umgebende Landschaft erforschte und – auch ohne Leine und Beißkorb – friedlich und freundlich war. (Was man von anderen Hunden und vor allem deren Besitzern meistens nicht behaupten kann … aber dazu ein andermal mehr.)
Beim Marterl für den Heiligen Wendelin, das wir im Sommer und bei starkem Wind auch schon ganz anders kennengelernt haben, legten wir eine kurze Pause ein, die der Hund (siehe oben, im Hintergrund) dazu benützte, ein wenig die Gegend zu betrachten. Wie wir von anderen Wanderern erfuhren, die uns von oben entgegenkamen, geht das Tier den ganzen Tag neben Wandersleuten von der Kreuzung zur Kukubauerhütte und dann wieder zurück. („Und wenn wem was passiert, rennt er zhaus und ruft die Rettung!“). So lässt man sich ein Hundeleben einreden.
Beim letzten Aufstieg zur Hütte überraschte uns noch diese wunderbare Sonne-Wolken-Schneestimmung, und dann waren wir auch schon da. Nach eineinhalb sehr angenehmen Stunden …
Auf der Hütte erzählte der Wirt, dass vor ein paar Nächten der Sturm so geblasen habe, dass an Schlaf kaum zu denken war, weil die Anwesenden fürchteten, der Wind würde ihnen das Dach wegtragen. Da hatten wir an diesem Tag eindeutig Glück – obwohl an ein Weitergehen auf der von uns so schön beschriebenen Route (siehe Wanderbuch) nicht zu denken war, weil wir dafür Schneeschuhe und ordentliche Stöcke gebraucht hätten.
Und die wollten wir ihren Besitzern nicht wegnehmen … Also ging es auf demselben Weg zurück, erst still, einsam und idyllisch, doch dann kamen uns immer mehr Nach-dem-Mittagessen-Ausflügler mit ihren Hunden (oft von der zweiten Art; siehe oben) entgegen. Nach dem Parkplatz hatten wir aber auch vor denen wieder unsere Ruhe.
Und dann, auf der rutschigen Asphaltstraße bergab, während der letzten paar Meter vor der Tarnhofkapelle, gelang es dem Verfasser dieser Zeilen dann doch noch, auf einer Eisplatte auszurutschen und sich ordentlich das Knie anzuhauen.
(„Wie macht er das bloß?“
„Feen haben sich über seine Wiege gebeugt.“)
Das bestärkte uns nur in unserem Vorhaben, den steilen Waldteil vom Anfang der Wanderung bergab lieber nicht in Angriff zu nehmen, sondern lieber der Forststraße nach Michelbach zu folgen. Die war zum Teil auch rutschig genug, bot dafür aber wieder einige schöne Anblicke. Und Unfälle gab es auch keine mehr, danke der Nachfrage. Also stürzen wir uns sicher bald wieder in den Schnee, so lange er noch da ist. (ph)