Geht man die Wanderung 12 – „Die Mauer für arme Schlucker“ – aus dem überaus brauchbaren Werk „Wandern im Wienerwald“, dann kann es schon passieren, dass man beim Durchqueren des Lainzer Tiergartens auf Wildschweine trifft. Manchmal erspäht man sie in der Ferne, andere Male tauchen sie überaschend knapp vor einem aus dem Gebüsch auf.
Auf den ersten Blick wirken diese Tiere recht harmlos und träge – aber Wildschweine können ganz schön schnell rennen. Und obwohl sie lieb und etwas unbeholfen aussehen, sind sie gar nicht so ungefährlich. Vor allem wenn es um ihre Jungen geht, verstehen sie keinen Spaß.
Heute will ich Ihnen ein wenig von den Wildschweinen erzählen und vor allem darüber, wie man sich ihnen gegenüber richtig verhält und einen möglichen Konflikt vermeiden kann.
Das Wildschwein
Das Wildschwein gehört zu den Paarhufern und stammt ursprünglich aus Westeuropa und Südostasien. Heute ist es fast auf der ganzen Welt zu finden. Das liegt daran, dass es als Allesfresser sehr anpassungsfähig ist.
Das männliche Wildschwein wird Keiler genannt; der stärkste Keiler heißt Basse (Chef). Das Weibchen heißt Bache, seine Babys sind die Frischlinge. Die Kleinen sind – im Gegensatz zu ihren Eltern, die dunkelbraunes Fell haben – mit hellbraunen Streifen besetzt.
Obwohl ausgewachsene Wildschweine um die 200 Kilogramm schwer sind, können sie bis zu 50 km/h schnell laufen! Im Vergleich: Der schnellste Mensch der Welt – der Jamaikaner Usain Bolt – kam „nur“ auf 37,5 km/h. Außerdem haben Wildschweine zwei „Hauer“ und ein kräftiges Gebiss mit 44 Zähnen, mit denen sie Menschen durchaus schwere Verletzungen zufügen können. Als Wanderer braucht man jedoch keine Angst vor diesen Tieren zu haben, sondern lediglich den nötigen Respekt. Berücksichtigt man ein paar Verhaltensregeln und hält sich vor Augen, dass Wildschweine Wildtiere sind, so steht einem friedvollen Zusammentreffen nichts im Wege.
TIPS GEGEN KONFLIKTE MIT DER SAU:
1. TIERE NICHT MIT FUTTER ANLOCKEN oder gar versuchen, sie anzugreifen! Die Tiere im Lainzer Tiergarten sind an sich schon zutraulicher und an den Menschen gewöhnt. Lassen Sie sich dadurch aber nicht hinreißen, auch wenn die Schweinderln noch so entzückend sind.
2. Stoßen Sie auf ein Wildschwein, dann verhalten Sie sich ruhig und ziehen Sie sich langsam zurück. Sie können die interessanten Tiere auch aus sicherer Entfernung gut beobachten …
3. Verlassen Sie nicht die Wege, auch wenn Sie im Wald (oder Gebüsch) reife Himbeeren, Brombeeren oder Bärlauch erspähen. Es kann sein, dass Wildschweine im Dickicht ihr Mittagsschläfchen halten und durch die überraschende Störung aufgeschreckt werden.
4. Hunde unbedingt an der Leine führen und einen weiten Bogen um Wildschweine – vor allem solche mit Frischlingen – machen. Das Schwein kann nicht nur ihrem Hund gefährlich werden, sondern dieser kann auch umgekehrt die Jungtiere verletzen. Achtung: Hunde sind im Lainzer Tiergarten nicht erlaubt!
5. Auch verletzte Wildschweine können gefährlich werden. Halten Sie sich von solchen Tieren fern!
6. Im April bekommen die Bachen ihre Jungen und entwickeln einen starken Beschützerinstinkt. Man sollte dann besser Abstand von der Muttersau halten – wer ihren kleinen Schützlingen zu nahekommt, kann nämlich als Feind betrachtet werden.
Mit diesen Verhaltensregeln im Hinterkopf steht einer Wienerwald-Safari nichts mehr im Wege – als einzigartiges Erlebnis für Groß und Klein. Nehmen Sie also das Buch „Wandern im Wienerwald“ sowie einen Feldstecher zur Hand und stürzen sie sich ins Abenteuer. Die nächsten Tage versprechen ohnehin meist wieder sonnig und warm zu werden.