Am 22. Dezember um 5.19 Uhr MEZ erreicht die Sonne im Zuge ihrer Jahresbahn im Sternbild Schütze den tiefsten Punkt auf 23,4 Grad unterhalb des Himmelsäquators bzw. 18 Uhr Rektaszension und tritt damit ins Sternzeichen Steinbock.
Was bedeuten diese kryptischen Angaben für den Sternunkundigen?
Ganz einfach: Es beginnt der astronomische Winter!

Nach dem Durchgang durch den Winterpunkt wendet sich die Sonne wieder dem Äquator und damit nördlicheren Breiten zu. Daher wird dieses Ereignis auch Wintersonnenwende genannt.
Der Winterpunkt selbst (übrigens analog dazu auch der Sommerpunkt ein halbes Jahr früher/später) wird auch als Solstitium bezeichnet, weil die Sonne in Nord-Süd-Bewegung kurz zum Stillstand kommt. Der Fachmann spricht dann auch davon, dass die Deklination gleichbleibt.
Zur Zeit der Chaldäer (ca. 800 vor Christus), deren Tierkreis wir übernommen haben und heute noch benützen, lag der Winterpunkt im Sternbild Steinbock. Man sprach damals wie auch heute noch vom Wendekreis des Steinbocks. Bedingt durch die Torkelbewegung der Erdachse im Raum, die seinerzeit noch nicht bekannt war, haben sich die Koordinaten dieser Kardinalpunkte verschoben. Die Astrologie berücksichtigt diese Bewegung nicht, wodurch sich die Sternzeichen gegenüber den Sternbildern von damals bis heute ebenfalls erheblich verschoben haben: nämlich etwa um 32 Grad. Damit tritt zur Wintersonnenwende die Sonne astrologisch gesehen unverändert ins Zeichen Steinbock. In der Astronomie werden die Verschiebungen berücksichtigt, wodurch der Winterpunkt im Sternbild Schütze erreicht wird.
Wie dem auch fachmännisch sei – die Bewohner der Nordhalbkugel der Erde sagen einfach, dass nun am 22. Dezember der Winter beginnt. So ist es jedes Jahr kurz vor Weihnachten. Wann nächstes Jahr dieses Ereignis exakt eintritt, ist wieder eine andere Geschichte.
Wer heute, Samstag, noch schnell entschlossen ist, kann um 11.30 Uhr im Sterngarten Georgenberg hinter der Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit (Wotrubakirche) in Wien-Mauer eine Veranstaltung des Astronomischen Vereins besuchen, bei der speziell auf die Wintersonnenwende eingegangen wird und der Mittagsdurchgang der Sonne auf ihrer kürzesten Tagesbahn „live“ zu beobachten ist.
Der Sterngarten kann auch ohne Führung oder Veranstaltung ganzjährig kostenlos aufgesucht werden (siehe dazu auch den Beitrag “Im Säulengang des Sterngartens”) – u. a. im Zuge der Wanderung 15, die in unserem Buch „Wandern im Wienerwald“ beschrieben wird. (sternsinger)