Die Challenge
… siehe den Beitrag zu Tag 1
Tag 19
Am 14. Tag versuchten wir, den Gipfel des Falkert zu erreichen. Schlechtes Wetter, hohes Lawinenrisiko und unglaubliche Schneemassen haben den Versuch leider vereitelt. Nach meiner Rückkehr beschloss ich, das Experiment um ein paar Tage zu verlängern, um auf einen vorhergesagten Temperaturabfall und gutes Wetter zu warten.
Am 19. Tag war es dann endlich soweit. Die Temperaturen sanken wieder deutlich, und die Sonne schien über tiefhängenden Wolken und Nebelschichten. Auf Grund der anhaltenden Lawinengefahr mussten wir nach einem anderen großen, aber sichereren Berg mit flachen Hängen Ausschau halten. Die Saualpe in Kärnten bot sich als ideale Alternative für die gegenwärtigen Bedingungen an. Ihre sanften Hänge bergen fast kein Lawinenrisiko. Der Weg zum Gipfel ist allerdings lang und verschneit – 50 bis 100 cm Schneetiefe waren zu erwarten. Der Tag begann früh, und wir kamen schnell voran, da die Spuren durch den Wald relativ ausgetreten waren. Nach ein paar Stunden und fast ohne Zwischenstops oder Pausen erreichten wir höheres und flacheres Gelände. Die Aussicht war phantastisch – Berggipfel, die wie Inseln über den Wolken schwebten. Die Wegspuren wurden jetzt langsam weniger, der Wald um uns herum lichtete sich, der Schnee wurde tiefer. Ich tat mir schwer, mein Gleichgewicht zu halten, weil der Schnee meinem Gewicht nachgab und ich mit jedem Schritt tiefer einsank. Das Vorankommen wurde zu einem Kampf und stellte meine Kondition auf den Prüfstand. Es ist sehr anstrengend, auf Schnee zu gehen, der nachgibt und einen bei jeder Bewegung förmlich verschlingt.

Hinzu kam, dass der Wind in meinen Schild wehte und mich oft noch tiefer in den Schnee drückte. Die Rüstung, die ich trug, ließ meinen Schwerpunkt ziemlich hoch um den Brustbereich rutschen. In Kombination mit dem instabilen Boden und dem Wind erforderte dies eine extreme Kontrolle der Muskulatur und des Gleichgewichts, was sehr anstrengend war. Sobald wir den letzten Anstieg vor dem Gipfel erreichten und uns oberhalb der Baumgrenze befanden, nahm der Wind stark zu. Es wurde mir fast unmöglich, mit meinem Schild auf dem Rücken voranzukommen. Ich brach häufig in Dolinen im Schnee ein und hatte fast keine Kraft mehr, aus ihnen herauszuklettern. Mein Herz raste; intensiver Durst und der Mineralienverlust durch das starke Schwitzen schwächten mich weiter.
In den Tagen vor dem Aufstieg hatte ich nur sehr wenig gegessen, da ich mich an Tag 15 und 16 von den zwei Flaschen Rotwein, die ich nach dem ersten Versuch in freudiger Euphorie getrunken hatte, noch sehr schlecht gefühlt hatte. Aufgrund meines leicht geschwächten Zustands und meiner Erschöpfung musste ich jetzt hin und wieder auf allen vieren kriechen, um dem Wind auszuweichen. Nach einem Aufstieg, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte, erreichten wir das letzte Plateau vor dem Gipfel, als dunkle Wolken aufkamen und die Winde noch stärker wurden … Nach einer kurzen Pause wollte ich mit dem letzten bisschen Kraft, das ich noch hatte, weitermachen. Mein Kameramann riet mir jedoch zum Abbruch. Das Wetter sah wirklich nicht gut aus – ebensowenig wie wir.
Der Rückweg war lang und aufgrund der Schneemassen genauso beschwerlich wie der Weg nach oben. Meine Wasserflasche war schon vor einiger Zeit eingefroren, und ich merkte, dass ich dehydrierte. Ich schleppte meinen Körper die letzten zwei Stunden der Reise einfach nur noch irgendwie mit und war kaum ansprechbar. Nahe der Bergspitze war ich ein paar Mal kurz vorm Überhitzen und hatte das Gefühl, dass mir in meiner Rüstung die Luft ausging. Ohne Schneeschuhe oder Ski wurde dieser relativ einfache Berg zu einer sehr anspruchsvollen körperlichen Herausforderung. Als die Sonne unterging und wir langsam die unteren Hänge erreichten, sahen uns andere Bergsteiger mit unglaublichem Erstaunen an. Sie waren fassungslos, dass wir es fast bis zum Gipfel geschafft haben. Sie wollten meinen Schild heben, da sie nicht recht glauben konnten, was sie sahen. Ich war völlig erschöpft, als wir unsere Startposition erreichten. Aber zumindest weiß ich jetzt, was ich unbedingt an meinem Set-up und meiner Rüstung ändern muss, um mein nächstes Abenteuer effizienter zu gestalten.
Ich hoffe, Sie genießen das Filmmaterial, das wir an diesem Tag aufgenommen haben, und verzeihen mir das unglaubliche Pathos der Musik! 😉 Der Hobby-Kameramann in mir konnte einfach nicht ganz widerstehen …
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Und wenn Sie ohne römische Rüstung unterwegs sein und auch alpine Gebiete meiden wollen, vergessen Sie nicht, unser höchst hilfreiches Buch „Wandern im Wienerwald“ einzustecken … (kat)