Eine Tour in unserem Buch „Wandern im Waldviertel“ startet in Gutenbrunn mit einer ausgiebigen Besichtigung, bei der wir Aufschlussreiches über die Ortsentwicklung erfahren und uns in einem Inhalatorium erfrischen können, ehe wir auf einer Runde über den Hirschenstein und Ulrichschlag den Ochsenstrauß umrunden und wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren.
Gutenbrunn ist von unserem Standort Pöggstall in ca. 30 Min. mit dem Privat-Pkw auf dem Straßenweg zu erreichen. Sinnvolle öffentliche Verbindungen für Wanderer gibt es keine.
Wir parken in der Nähe der Pfarrkirche und sind sofort mit den wichtigsten Attraktionen des Orts konfrontiert.

Die heutige Marktgemeinde Gutenbrunn geht auf eine mittelalterliche Siedlung zurück, die im Zusammenhang mit einer Heilquelle 1556 urkundlich erwähnt wird. Wallfahrer auf dem Weg nach Maria Taferl bzw. Mariazell besuchten immer wieder gerne den „Guten Brunnen“, der dem Ort seinen Namen gab und der – wie oben zu sehen ist – genau gegenüber der Kirche etwas zu modern gefasst wurde. 1726 wurde nach einer Marienerscheinung, wonach ein Hirtenknabe die Muttergottes mit einem säugenden Kindlein an der Quelle vorfand, anstelle einer Kapelle die spätbarocke Saalkirche Heimsuchung Unsere Liebe Frau errichtet. Die Szene der Gottesmutter mit dem Säugling ist als Gnadenbild über dem Altar zu sehen.

Hinter dem Gotteshaus fällt das von Joseph Weber Edler von Fürnberg (siehe auch den Beitrag „Die doppelte Anna“) ab 1771 erbaute und nun hübsch renovierte Schloss auf, das sich in Privatbesitz befindet.

Von Fürnberg wurde 1774 mit dem Privileg betraut, im Weinsberger Wald eine Holzschwemme zu errichten, um auf dem Weitenbach, der Krems und dem Kamp Holz zu triften, mit dem er vor allem den Bedarf an Bau- und Brennholz in Wien deckte. Dabei kam ihm das ausgedehnte Waldgebiet dieser Gegend sehr entgegen. Darüber hinaus war er ein Förderer der Glasverarbeitung und erwarb auch ein Privileg, um eine Poststraße von Wien über Melk und Pöggstall nach Gutenbrunn bzw. Zwettl zu errichten – da er ab 1791 auch kaiserlicher Erbpostmeister war.
Neben dem „Guten Brunnen“ befindet sich das „Drinnen und draußen“-Museum Truckerhaus, in dem man sich über die Geschichte des Orts und der Region kundig machen kann. Es informiert vor allem im Innenbereich anschaulich darüber, wie sich der wirtschaftliche Werdegang der Ortschaft und ihrer Umgebung in den vergangenen Jahrhunderten abgespielt hat.

Bis 1897 existierte im Ort eine Glasfabrik. Danach hatte nur noch die Holzindustrie Bedeutung. Die herrschaftliche Trennung Gutenbrunns von Pöggstall und die Erhebung zum Markt erfolgte schon zu Fürnbergs Zeit, nämlich 1782.
Ab 1930 machte sich Gutenbrunn als Erholungsort einen Namen. Die Gastwirtsfamilie Marschall etablierte in den 1970er Jahren den Langlauf im Weinsberger Wald. Mittlerweile ist das Loipennetz auf 65 km angewachsen und dieser Sport sehr populär.
Auch außerhalb des Truckerhauses kann man sich in der Umgebung auf Spurensuche begeben: Analog ist das mit dem Buch „Spuren“ möglich, das um 10 Euro eine Wanderkarte und Geodaten beinhaltet und u. a. in der örtlichen Trafik und im Gasthof Marschall erhältlich ist. Infos und Bilder sind nach Einlesen eines QR-Codes auf dem Smartphone digital abrufbar. Ein auffälliger Orientierungsbaum neben der Pfarrkirche kennzeichnet die vielen Möglichkeiten, die dem wandernden Besucher offenstehen.

Wir gehen von dieser Stelle aus die erhöhte Häuserzeile entlang – am Gasthaus Walter Fürst vorbei – und sehen auf Nr. 5 noch das Sterbehaus des Glaskünstlers Johann Joseph Mildner (1765–1808), der ein eigenes Verfahren für Malereien auf Gold- und Silbergrund entwickelte – seine „Mildner-Gläser“ sind heute begehrte Sammlerstücke.

Danach marschieren wir die Häuserzeile weiter und in einem Rechtsbogen leicht bergauf aus dem Ortskern hinaus und erreichen nach dem Haus Nr. 13 an der Hauptstraße das 2008 errichtete Inhalatorium inmitten eines Grünbereichs, wo auch eine Wassertretanlage im noch ganz jungen Weitenbach und ein Barfußparcours zu finden sind.

In diesem Mini-Gradierwerk können wir durch das Inhalieren von Aerosolen – die durch das salzhältige, über Tannenreisig heruntertropfende Wasser freigesetzt werden – unsere Wanderlungen für neue Aufgaben stärken und die Durchblutung anregen.
Wenn Sie derart erfrischt noch Lust verspüren, die von hier vorgeschlagene Wanderung über 14,2 km in Angriff zu nehmen, sollten Sie unser Wanderbuch erwerben und die Tour 7-2 nachgehen. Sie führt zunächst jedenfalls zum Hirschenstein, einem ganz besonders attraktiven Aussichtungspunkt mit Blick ins Yspertal.

Mit einem Seitenblick über das Weitental hinweg auf den Höhenrücken des Ostrongs mit den Peilstein-Gipfeln …

… geht es nach einem Abstieg über Dörfles wieder bergauf nach Eggathon und Ulrichschlag. Abschließend sind wiederum dichte Abschnitte des Weinsberger Walds zu durchwandern, ehe die Runde um den Ochsenstrauß absolviert ist. Aber dazu vielleicht ein andermal mehr …
Viel Vergnügen! (shaw)
[…] Tief durchatmen! Im „Inhalatorium“ – und rund um den Ochsenstrauß […]