Kein Weg für Pensionisten

Was man Pensionisten manchmal zumutet – unglaublich! Oder: Warum der alternative Aufstieg auf den Schöpfl keine echte Alternative ist

Wir haben’s wieder einmal auf den Schöpfl geschafft! Wir, das sind Helmuth A. W. Singer und Peter Hiess, die Autoren des Buchs Wandern im Wienerwald. Die 30 schönsten Wanderungen in und um Wien. Da sich dieses für jeden Wanderfreund schier unverzichtbare Werk mittlerweile seiner dritten Auflage erfreut und eine vierte wahrscheinlich ist, gehen wir in unregelmäßigen Abständen die darin beschriebenen Routen nach, um zu überprüfen, ob sich etwas geändert hat. Und diesmal war eben wieder einmal unsere Wanderung 28 – der höchste Gipfel des Wienerwalds dran, die uns von Laaben auf den Schöpfl (und weiter) führt.

Fangen wir mit den guten Nachrichten an: Den einladenden Landgasthof zur Linde in Laaben, den wir mit dem Bus erreicht haben, gibt es immer noch – und seine Speisekarte liest sich mehr als faszinierend. Leider befindet er sich am Beginn unserer Route, deswegen hatten wir noch keine Gelegenheit, dort einzukehren (voller Bauch wandert bekanntlich nicht gern). Aber wir haben uns schon etwas anderes ausgedacht, um dort demnächst einmal zu Gast sein können …

Das Kaufhaus mit der herrlich nostalgischen Fassade, das Sie auf dem Bild oben sehen, existiert ebenfalls noch und hatte diesmal auch geöffnet. Wir nutzten also die Gelegenheit, uns mit ungesundem Junkfood, Getränken und Zigaretten einzudecken, bevor wir die Straße überquerten und uns auf den Weg machten, wie im Buch beschrieben.

Der verlief in der ersten Etappe ebenfalls wie auf den Seiten unseres Werks geschildert – bis wir zum Beginn des eigentlichen Aufstiegs gelangten, der durch obigen Hinweis gekennzeichnet ist. Wie heißt es in unserem Wanderbuch so schön:

„Hier beginnt der Heinrich-Gith-Steig, der – rot und blau markiert – auf den Berg führt. Links davon, allerdings nicht wesentlich fußfreundlicher, führt auch der Pensionistensteig bergwärts.“

An dieser Stelle packte den Verfasser dieser Zeilen das schlechte Gewissen, weil er besagten Pensionistensteig noch gar nicht selbst ausprobiert, aber so goschert darüber geschrieben hat. Also schickte ich meinen Wanderkollegen Helmuth den bewährten Weg empor und machte mich daran, die Alternative für Menschen zu beschreiten, die ihren Arbeitsdienst bereits abgeleistet haben. Und was soll ich Ihnen sagen: Obwohl ich kein Pensionist bin, war der Aufstieg ein Hund! In der ersten Phase klettert man auf Steinen zwischen den Windungen eines Bächleins herum (nein, es war kein regnerischer Tag …), dann folgt ein rutschiges Steilstück, auf dem man sich auf allen vieren wahrscheinlich am sichersten fortbewegt, gefolgt von noch ein paar unangenehmen Stellen, und anschließend ein ebenso langer wie langweiliger Hatscher am Hang entlang. Als ich endlich an der Stelle ankam, wo sich die beiden Wege wieder treffen – die Quelle mit der dazugehörigen Rast (siehe unten) –, wartete Herr Singer dort schon eine Zeitlang auf mich.

In der nächsten Fassung des Buches (halten Sie uns die Daumen!) wird es also heißen: „Alternativ kann man auch den keineswegs fußfreundlicheren Pensionistensteig für den Aufstieg wählen.“

So, damit wäre das geklärt. Der Rest der Wanderung verlief auf bekanntem Wege und wie angegeben weiter, bis wir …

… das Schöpfl-Schutzhaus erreichten und dort (weil Ruhetag) an einem der Tische im Freien unsere Jause verzehrten – wobei uns eine unglaublich herzige Katze dabei half, die mitgebrachten Speisen zu vertilgen. Danach gönnten wir uns noch einen Abstecher zur Matras-Warte (mit vollem Namen Franz-Eduard-Matras-Warte), die Sie ein Stück weiter unten sehen, stiegen auf die Aussichtsplattform hinauf und hatten nach 104 Stufen den höchsten Punkt des Wienerwalds erreicht. Das ist immer wieder eine Freude.

Wie unsere Wanderung danach weiter- und wieder ins Tal hinuntergeht, erfahren Sie natürlich in unserem Buch. Viel Freude beim Lesen und Wandern! (ph)

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