Trockene Brunnen

Ja, wir geben es zu: Wir waren auch bei der größten Hitze wandern. Wenigstens einmal, und zwar schon ab dreiviertelneun in der Früh. Geschwitzt haben wir trotzdem – und das leider ganz ohne Wassernachschub

Bei mehr als 30 Grad soll man nicht wandern gehen – außer man hat Wüstenerfahrung und einen Lastesel dabei, der pro Person vier Liter Wasser mitschleppt (und für sich selber auch was). Für diesen Tag waren allerdings nur 29 Grad angesagt, im Schatten, also wagten wir uns doch hinaus und brachen am frühen Vormittag in Kaltenleutgeben zur Tour Nr. 18 aus unserem Buch Wandern im Wienerwald auf: Ein teuflischer Felsen. Auf den höchsten Punkt im Höllensteingebirge heißt diese Wanderung, ist 15 km lang und hält, was sie verspricht.

Gleich zu Beginn kamen wir zur Rebekkaquelle, die wir auf dem (schon etwas älteren) Bild oben sehen. Aktuell war der Wasserstrahl weniger ergiebig als hier sichtbar; aber das wäre eh wurscht gewesen, weil – wie wir auf dem Schild oben erkennen können: kein Trinkwasser. Gott sei Dank hatten wir unsere eigenen Flaschen mit.
Der Weg, der zum Kaisersteig hinaufführt, ist nicht mehr so leicht zu finden wie in der bisher letzten Auflage unseres Wanderbuchs beschrieben. Wir mussten nach dem Sportplatz noch ein paar Meter weiter bergan, an einem Eisstockplatz vorbei und dann scharf rechts unmarkiert in den Wald hinein, bis wir nach dem Cholerakreuz auf diesen schönen Steig (Bild unten) und seine erste Beschilderung trafen.

Als wir durch den Wald und über die Gaisbergwiese aufgestiegen waren, schwitzten wir schon ordentlich, also gingen wir es dann ein bissl ruhiger an und legten den letzten Kilometer bis zur Liechtenstein-Höhenstraße und zum ehemaligen, leider seit Jahren und höchstwahrscheinlich endgültig geschlossenen Gasthaus Seewiese etwas langsamer zurück. Man wird ja nicht jünger – oder jedenfalls nicht viel.

Auf dem auch Hochstraße genannten beliebten Wanderweg ging es dann sonnengeschützt (war auch dringend notwendig) und relativ eben weiter bis zur Abzweigung, die wieder ein Stück bergauf zum Höllensteinhaus und dem angeschlossenen Julienturm führt, von dem man die Aussicht auf den Naturpark Sparbach, den Hohen Lindkogel, den Schneeberg und vieles mehr genießen kann.
Doch siehe da: Bei der Abzweigung zum Höllensteinhaus bestätigte uns das Lokalschild nicht nur, dass dieses schöne Schutzhaus der Wiener Naturfreunde erfolgreich von neuen Pächtern übernommen wurde – sondern wies zugleich darauf hin, dass man jetzt vier, fünf Wochen auf Urlaub zu sein gedachte. Was mich wieder einmal zu meiner oft gestellten Frage brachte, wie es sich Ausflugslokale eigentlich leisten können, mitten in der Hauptsaison einen Monat lang Urlaub zu machen.

Da niemand da war, der uns diese Frage beantworten konnte, und die Mistkübelhackler zwar die Tür zum Schutzhaus offen hatten, uns aber nicht aufs Klo ließen (darunter musste dann der Wald leiden …), stiegen wir halt noch kurz auf den Turm hinauf und wanderten dann zurück bis zu der Abzweigung, die Sie auf dem Bild unten sehen.

Auch dieses Photo ist jedoch schon ein bisschen älter – und die Abzweigung samt Wandertafeln, die darauf noch recht gut erkennbar ist, macht mittlerweile einen recht zugewachsenen Eindruck. Der Weg auf die Kuppe und wieder runter, wo erst recht spät eine Markierung sichtbar wird, ist ebenfalls stark überwachsen. Links von obiger Abzweigung beginnt aber ein anderer, unmarkierter Weg, der relativ eben oder leicht bergab mit dem von uns erwähnten Pfad zusammentreffen dürfe. Wir werden das beim nächsten Mal überprüfen und gegebenenfalls korrigieren. Sollten Sie schon vorher das Höllensteinhaus besuchen und neue Erkenntnisse gewinnen, dann freuen wir uns über eine Zuschrift.

Auf dem Weg von der Josef-Schöffel-Hütte zur Sulzer Höhe hat sich gegenüber der Beschreibung in „Wandern im Wienerwald“ auch etwas geändert: Nachdem wir zwischen Bäumen bergab gegangen waren, wich der Waldweg plötzlich einer neu angelegten Schotterstraße, die zu einer Tür im Berg führt. Nein, wir wissen es auch nicht … wahrscheinlich ein Wasserspeicher, aber es steht nix angeschrieben. Jedenfalls: Wenn Sie sich, wie angegeben, an die Beschilderung Richtung „Sulz“ halten, können Sie die weitere Route nicht verfehlen.
Wie die Route genau weitergeht und schließlich zum Ausgangspunkt zurückführt, das entnehmen Sie doch bitte unserem obengenannten Buch. Wir können hier nur sagen, daß wir in der Nähe des „keltischen Baumkreises“ (der mit den Kelten soviel zu tun hat wie obige Skulptur mit dem „sterbenden Gallier“) schon das Gefühl hatten, es ginge uns wie dem Mann aus Stein – aber vor lauter Durst. Dass wir in der zweiten Hälfte des Weges noch an zwei Brunnen vorbeikamen, die völlig ausgetrocknet waren, schaffte da keine Abhilfe. Aber immerhin brachte es den Kollegen Singer zur ebenfalls rein rhetorischen Frage, wie ein Ort wie Kaltenleutgeben, der früher für seine vielen (und heilenden) Quellen weltbekannt war, seinen Besuchern mittlerweile so wenig Wasser spendieren kann. Wir hätten uns über einen Hydranten am Weg gefreut … (ph)

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