Drei Dinge, die man über das Schloss Hof wissen sollte:

1. Es liegt in der Ortschaft Schloßhof (die sich gottlob noch an die alte Rechtschreibung hält) in der Marktgemeinde Engelhartstetten im Bezirk Gänserndorf. Also in Niederösterreich. Es ist gut mit dem Auto erreichbar (fragen Sie Ihr Navi), aber auch mit der Bahn – einfach bis zur Station Marchegg fahren; vor dem Bahnhof wartet dann günstigstenfalls schon ein Bus, der Sie in die Nähe des Haupteingangs zum Schlossgelände bringt.
Das Schloss stammt von Anfang des 17. Jahrhunderts. 1725 erwarb es der Kriegsheld Prinz Eugen (dem wir auch das schöne Belvedere in Wien verdanken), der es zu einem bescheidenen barocken Jagdschloss und Landsitz umbauen ließ. Ab 1755 gehörte es dann Maria Theresia. Und es ist für seine wunderschönen barocken Gartenanlagen bekannt. Mehr dazu erfährt man in der Wikipedia und aus einschlägigen Büchern.
2. Schloss Hof hat jede Menge Attraktionen für Kinder und Jungfamilien: einen Tierpark und einen Streichelzoo, Kräutergarten, einen berühmten Weihnachtsmarkt, Spielplätze, Pferdefeste etc. pp. Jene Wanderer, die Ruhe schätzen und nicht selbst von Kindern befallen sind, tun daher gut daran, diese Attraktion an Wochenenden zu meiden, weil dann dortselbst die Hölle los ist. Wir haben das einmal peripher miterlebt, und es hat uns gereicht.
3. Auf dem Gelände von Schloss Hof treibt sich eine Unzahl von Zieseln herum – jene Erdhörnchengattung, die vom Kollegen Singer so gern als „possierlich“ bezeichnet wird. Eigentlich sollte man diese Tiere auf der Perchtoldsdorfer Heide – dem Beginn der Wanderung 17 („In den Föhrenbergen“) aus unserem unverzichtbaren Buch Wandern im Wienerwald – antreffen, aber dort sieht man sie so gut wie gar nicht mehr. Vielleicht haben sie gelernt, sich besonders gut vor den vielen Spaziergängern zu verstecken. Bei Schloss Hof hingegen sind sie in der Mehrheit … und daher nicht zu übersehen.

Mit diesen Fakten im Kopf machen wir uns also an einem heißen Julitag unter der Woche auf den Weg. Mit der Schnellbahn geht’s nach Marchegg, und vom dortigen Bahnhof aus zu Fuß weiter. Der Beginn der Route folgt unserem Weg zur Burg Devon (siehe den Bericht „Leben in Theben“), aber diesmal biegen wir etwas früher vom Marchufer ab, weil einen um diese Jahreszeit dort sogar am hellichten Tag die Gelsen zsammfressen.
Zwischen Feldern, Wiesen und Sonnenblumen marschieren wir auf Traktorwegen auf das Schloss Hof zu, das schon von weitem prächtig ausschaut, wie es da mitten in der weiten Landschaft steht.



Wir nähern uns dem Schloss auf einer schmalen Straße, um zum Hintereingang zu kommen, den wir bei unserem Devin-Ausflug nicht benutzen durften, weil wir sonst normalen Eintritt bezahlen hätten müssen – obwohl wir eigentlich nur schnell (und kurz vor Torschluss) die Anlage durchqueren wollten, um den Bus noch zu erwischen. Aber diesmal sind wir ja bereit, unsere NÖ Card zu zücken, um Schloss Hof und seine Gartenanlagen ausführlich zu besichtigen. Aber Schnecken … unter der Woche hat dieser Eingang zu. Also an der Straße wieder zurück. Dabei bemerken wir immer wieder Ziesel, die munter über den Asphalt hetzen, in die Felder auf der anderen Seite, wobei natürlich kein Mensch weiß, was die dort drüben wollen, wenn sie doch sowieso schon das gesamte Schlossgelände erobert haben. Nicht alle schaffen es, manche fallen auch dem ebenso sporadischen wie zügigen Autoverkehr zum Opfer.



Als wir dann endlich nach einem weiteren Fußmarsch das Gelände betreten haben, verlustieren wir uns erst einmal in den herrlichen Barockgärten, bewundern die Brunnenanlagen mit ihren Figuren aus der Mythologie, machen zwischendurch kurz Pause im Schatten und ergründen dann das Labyrinth, das auf dem Bild unten zu sehen ist und schwieriger ist, als es ausschaut. Gleich gegenüber gibt es dann auch einen Irrgarten, aber wo da der Unterschied liegen soll, wird uns, ehrlich gesagt, nicht ganz klar.

Danach hatschen wir, mittlerweile dem Sonnenstich nahe, wieder zum Schloss zurück. Wie man sieht, sind außer uns fast alle Bewohner und Besucher dieser Breitengrade intelligent genug, das gnadenlose Gestirn zu meiden.

Trotzdem machen wir noch einen Abstecher in die Prinz-Eugen-Straße jenseits der Gartenmauer, weil dort die Zieselhäufigkeit besonders groß ist. Vor allem unter den Kirschbäumen, wo sich die Tiere gütlich tun, haben sie praktisch keine Scheu vor Menschen, weil die zu Boden gefallenen Früchten schon halbvergoren und die Ziesel daher halb ang’soffen und auch nicht mehr ganz sicher auf den Beinen sind. Ein gutes Beispiel für die Jugend …
Aber auch sonst sieht man die netten Tiere, die so schnell aus ihren Erdlöchern und ins nächste wieder hineinhuschen können, allerorten. Zu Hunderten und Tausenden. Auf dem gesamten Schlossgelände. Dass der historische Bau nicht wegen der kilometerlangen unterirdischen Gänge, die da in einer ruhelosen Untermininierungstätigkeit angelegt werden, längst samt den Gärten in eine gewaltige Grube gestürzt ist, kann einen nur verwundern.


Ein letzter Blick in den Garten und die umliegende Landschaft …

… und dann treten wir unsere Besichtigungstour im Schloss selbst an (wo übrigens keine Ziesel zu sehen sind – immerhin!), betrachten die historischen Räumlichkeiten und erfahren einiges darüber, wie sie unter den verschiedenen Besitzern eingerichtet waren, besuchen noch eine Sonderausstellung über die Heiratspolitik der Habsburger und staunen schließlich über den Himmel in der Kuppel Schlosskapelle.

Und dann brauchen wir dringend ein kühles Erfrischungsgetränk, weil wir am Verdursten sind. Nach dem Kracherl, einem Packerl Mannerschnitten und einer weiteren kleinen Besichtigungsrunde durch diverse Nebengebäude und Stallungen schauen wir uns noch den Kräutergarten an.

Und dann geht’s zum Bus, der sich Zeit läßt und ein paar Minuten Verspätung hat. Der Fahrer hält sich daher auch gar nicht damit auf, uns die Fahrkarten zahlen zu lassen, sondern rast nach Marchegg, damit er noch vor Abfahrt des Zugs dort ist. Das gelingt ihm – und somit uns – auch. Und als wir in Wien aussteigen, setzen wir uns gleich einmal in den nächsten Eissalon, damit der Tag noch einen passend genießerischen Abschluss findet. (ph)