Zugegeben – ein wenig erinnert die Entstehungsgeschichte der Wallfahrtsstätte in Maria Gugging an den Fellini-Film Das süße Leben. Allerdings wurde hier keine wundersame Marien-Erscheinung vorgetäuscht, sondern einfach die berühmte Mariengrotte aus Lourdes von einem niederösterreichischen Pater mit tatkräftiger Unterstützung seiner Schäfchen nachgebaut. Während eines Spaziergangs entdeckte der Geistliche nämlich einen Felsen in einem nahegelegenen ehemaligen Steinbruch, der ihn an seine Wallfahrt nach Lourdes erinnerte.
Die meisten Menschen würden in einem solchen Augenblick kurz innehalten, in Erinnerungen schwelgen und dann weitergehen. Nicht so Pater Kaspar Hutter, ein ehemaliger Missionar, der die Seelsorge in der damals relativ neu erbauten Wallfahrtskirche Maria Gugging überhatte. Er sah sich zu Höherem berufen und wollte den Ort nach französischem Vorbild zur Pilgerstätte ausbauen – für all jene, die es aus finanziellen oder gesundheitlichen Gründen nicht selbst bis Südfrankreich schafften. „Entweder gibt es dort oben eine Lourdesgrotte, oder der Fels ist berufen, eine zu werden“, soll der Pater gesagt haben. Mit diesem Vorhaben war er übrigens in jener Zeit nicht der einzige. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts erfreuten sich derartige Nachbildungen weltweit großer Beliebtheit. Allein in Österreich gibt es zehn weitere, unter anderem in Klagenfurt und Altruppersdorf.
Die Besitzerin des Steinbruchs, eine gewisse Maria Pflaum, wollte dem frommen Vorhaben nicht im Wege stehen und stiftete kurzerhand das Areal , auf dass daraus eine zweite Mariengrotte von Lourdes erschaffen werde. Mit Hilfe von Spenden und Freiwilligen ließ Pater Hutter 1923 mit 1.000 Schilling Startkapital die Grotte erweitern und den Vorplatz begradigen. Zwei Marmorstatuen sowie das schmiedeeiserne Abschlussgitter der Grotte sind getreue Nachbildungen der Originale aus Südfrankreich und geben der Anlage den letzten Schliff.
Die Heiligen Maria Immaculata (in der Felsennische) und Bernadette Soubirous.
An der Einweihung der Grotte am 10. Mai 1925 durch Bundeskanzler Prälat Ignaz Seipel sollen unvorstellbare 60.000 Menschen teilgenommen haben!
Zwischen 1925 und 1927 wurde die Stätte um ein Devotionaliengeschäft, …
… eine Kapelle und einen Ständerbautrakt erweitert.

Zahlreiche Votivtafeln zeugen bis heute von kleinen und großen „Wundern“ , die die heilige Mutter Gottes in Gugging vollbracht haben soll.
Später wurde noch eine Jesus-Statue gestiftet, die Pilger an der Abzweigung von der Hauptstraße in Empfang nimmt.
Der Kreuzweg von der Hauptstraße aus sowie die Christophorus-Statue beim Aufgang zur Grotte wurden 1936 von der Kunstanstalt Bartolotti kreiert.
Wie der riesengroße Parkplatz schon vermuten lässt, kommen auch heute noch viele Pilger (60.000 im Jahr!), um hier zu beten und etwas vom Wasser aus der Quelle mitzunehmen, dem heilende Eigenschaften zugeschrieben werden. Da war man sich übrigens sehr schnell einig: Zu einer „echten“ Lourdesgrotte gehört auch eine Quelle! Die wurde kurzerhand im nahegelegenen Wald angezapft und zur Grotte umgeleitet …
Flaschen- und sogar kanisterweise wird das heilige Wasser hier von Besuchern abgefüllt und eingepackt – nur nicht während des Gottesdienstes, versteht sich.
Wenn Sie also im Zuge der Wanderung 5 aus unserem Buch Wandern im Wienerwald an dieser etwas skurrilen, aber umso charmanteren Einrichtung vorbeikommen, nehmen Sie sich Zeit, genießen Sie die einmalige Atmosphäre, erfrischen Sie sich an der Quelle – wer weiß, wofür’s gut ist – und zünden Sie vielleicht eine Kerze an. Und dabei denken Sie an liebe Menschen sowie einen Geistlichen, der eines der größten katholischen Wunder des 19. Jahrhunderts (mit etwas Verspätung) auch den Menschen in Wien und Umgebung ein wenig nähergebracht hat.
Wer Lust hat, kann sich im Anschluss an die Andacht noch im urigen Gasthaus Waldhof gleich ums Eck mit einem Pilgermenü stärken. (kat)
[…] Einer der für mich bezauberndsten tut sich im Zuge der Route Nr. 5 im Wanderbuch auf: „Vom Wasser zum Wein“. Die Route an sich ist schon ein Traum – von der Burg Greifenstein aus geht es durch den wunderschönen Naturpark Eichenhain über die Windischhütte und Weidlingbach nach Salmannsdorf, wo den durstigen Wanderer gemütliche Heurigenlokale erwarten. Nach etwa einem Drittel der Strecke kommt man nach Maria Gugging mit der wunderbaren Lourdesgrotte, die ein Pfarrer seinen Schäfchen vor knapp 100 Jahren eingerichtet hat (mehr über die Entstehungsgeschichte erfahren Sie hier). […]
[…] Hommage an den französischen Wallfahrtsort Lourdes kam, erfahren sie in unserem Beitrag Wunder im Wienerwald. […]
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