Wir beginnen unsere Tour, die Wanderung Nr. 16 („Wo einst der Wolf jagte“) aus unserem Buch „Wandern im Wienerwald“ in Breitenfurt, bei der Bushaltestelle „Lausenhammer“. Dort überqueren wir gleich die Straße und gehen durch ein kurzes Gässchen namens An der Breiten Furt.
Kurz danach überqueren wir die Reiche Liesing auf einer kleinen Brücke, passieren die Pizzeria Santa Maria – die zwar einladend ausschaut, uns am Beginn der Wanderung aber nicht viel bringt – und gehen dann an einem Pferde-Dressurplatz vorbei und zwischen eingezäunten Wiesen leicht bergan, auf den Wald zu. Sobald wir eine Forststraße erreichen, wenden wir uns nach rechts und gehen dann eine Zeitlang an den Flanken von Festenberg und Hinterem Gernberg gemütlich dahin. Der Wald ist kahl und winterlich, das Laub vom Herbst (oder auch den letzten paar Herbsten) liegt noch immer herum – aber auch das hat seine ganz eigene Stimmung. Und die Ruhe, die man auf diesen Wander- und Reitwegen über weite Strecken noch genießen darf, ist phantastisch.
Rechts vom Weg öffnet sich uns einmal ein Blick auf den Skilift Brenneralm – der in unserem Blogbeitrag „Skipisten im Wienerwald“ behandelt wurde –, wo diesen Winter garantiert nicht viel los war. Aber praktisch schneefreie Winter in Wien und Umgebung hat’s ja immer schon gegeben, also wollen wir nicht unnötig in Klimahysterie ausbrechen.
Auf unserem Weg sehen wir nicht nur den sagenumwobenenen Holzstoß, der hier ganz erstaunliche Ausmaße erreicht, sondern auch ein paar Kühe, die sich in seiner Umgebung scheinbar ganz wohlfühlen – vielleicht, weil sie begriffen haben, dass man weder sie noch das Holz zur dauerhaften Orientierung auf Wanderstrecken benützen kann. Wozu gibt’s schließlich Markierungen? Und Ortstafeln?
Da hätten wir schon so eine Ortstafel: Hochroterd, eines der Zwischenziele dieser Route, das wir nach etwa eineinhalb Stunden erreichen, weil wir munter ausgeschritten sind. Als erfahrener Wanderer darf man sich übrigens nicht davon verwirren lassen, dass „Hochroterd“ auf Orientierungstafeln, Straßenschildern und in den Landkarten manchmal mit und manchmal ohne „h“ nach dem „t“ geschrieben steht. Die mögen das hier so. Oder es hat sich einmal wer verschrieben. Oder irgendein Provinzpolitiker wollte besonders fortschrittlich sein und hat daher verordnet, dass dieses stumme „h“ bitte künftig wegzufallen habe, weil so schreibt man ja heute nicht mehr. Wir wissen es nicht. Wir nehmen es geduldig hin. Es könnte uns ja auch wurscht sein .… ist es aber nicht ganz. Schließlich gilt es, möglichst alle Missverständnisse zu vermeiden.
Aber da haben wir sie schon, die Hochrotherdstraße. Und darunter ein Hinweisschild auf die einzige realistische Einkehrmöglichkeit auf dieser Strecke – den Gasthof Schöny zur schönen Aussicht.
Wie das grausame Schicksal und die Verwirrung des Daseins es aber wollten, hat der Autor dieser Zeilen das dem Vernehmen nach ausgezeichnete Lokal noch nie offen erlebt, sondern ist immer nur an Ruhetagen oder während der Betriebsferien dort eingelangt. So auch an diesem Wandertag. Schade – aber man hat Gott sei Dank Weckerln und Obst eingesteckt, auf dass man nicht allzusehr darben muss.
Wie es von Hochrot(h)erd aus – weiterhin zum Großteil auf Reitwegen und zwischen Pferdeäpfeln – weitergeht, das können Sie in unserem Wanderführer ab Seite 142 nachlesen und nachgehen. Seien Sie aber versichert: Auch der Rest des Wegs ist angenehm und bietet idyllische Anblicke wie diesen:
Übrigens: Weil der Winter heuer eher ein Frühfrühling ist und die Pflanzen schon so früh zu blühen anfangen, können Sie durchaus schon eine Marteniza an einem Strauch anbringen, um so den Frühling – und eine neue Wandersaison – auch offiziell zu begrüßen. (ph)