Tipp: Zecken checken!

Der Zeck ist ein lästiges Tier, dessen beste Zeit jetzt wieder – so wie jedes Jahr – begonnen hat. Wie ihr Zeckenbisse vermeidet und was ihr tut, wenn euch doch einer erwischt hat, erfahrt ihr hier

Kaum werden die Temperaturen milder (ab 5° C geht’s los) und man trägt ein etwas luftigeres Beinkleid, hat man als Wanderer mit etwas Pech bald unliebsame Mitreisende. Den blinden Passagier – Ixodes ricinus alias Gemeiner Holzbock oder auch „der Zeck“ – holt man sich allerdings nicht nur in der wildwuchernden Natur. Es reicht schon ein Spaziergang in der städtischen Parkanlage, ein Besuch im Freibad oder – wie in unserem Fall – am Wiener Zentralfriedhof (Ergebnis siehe Bild ganz unten). Auch in der Großstadt lauert die Gefahr auf acht Beinen.

FSME (die durch ein Virus übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis) ist nach wie vor eine schwere Krankheit, die bis heute nicht geheilt werden kann. Bei vielen Menschen treten zwar nur banale Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auf, doch das Virus kann auch das Gehirn infizieren (bei ca. 30 bis 40 Prozent der Erkrankten) und zu schweren neurologischen Schäden führen – im schlimmsten Fall mit tödlichem Ausgang.

Es gehen aber auch noch ganz andere Gefahren von Zeckenstichen aus. Während nur geschätzte ein bis zwei Prozent der Tiere FSME übertragen können (bei lokalen „Hotspots“ können es auch bis zu 10 Prozent sein), liegt der Prozentsatz bei Borreliose wesentlich höher. In Wien geht man davon aus, dass 30 Prozent der Zecken mit Borrelien verseucht sind und sich jedes Jahr landesweit an die 50.000 Menschen damit infizieren.

Wie schon bei FSME kann auch hier eine Infektion symptomlos auftreten. Oft bleibt sie auch einfach unerkannt, da das Erscheinungsbild sehr diffus ist und atypische Verläufe keine Seltenheit darstellen. Sogar die Inkubationszeit variiert stark und reicht von einigen Tagen bis zu mehreren Monaten … da haben viele den Zeckenstich längst wieder vergessen, und die Erkrankung wird falsch behandelt.

Da es gegen Borreliose – im Gegensatz zu FSME – keine Prophylaxe gibt und die Auswirkungen einer Infektion (sollte sie überhaupt richtig diagnostiziert werden) langwierig und unangenehm sein können, ist man gut beraten, einfache Vorkehrungen zu treffen, um es den Mistviechern nicht allzu leicht zu machen.

Was tun gegen Zecken?

Unsere Tipps zum Vorbeugen:

1. Lange Bekleidung

Zecken lauern gern in kniehohem Gras. Daher lieber lange, atmungsaktive Kleidung tragen, wenn man durch hohe Wiesen oder Unterholz streift. Das macht die Angriffsflächen kleiner.

2. Socken in die Hose

Lange Kleidung erschwert den Wegelagerern den Zugriff; hartnäckige Zecken suchen sich aber dennoch einen Weg zur Nahrungsquelle und finden sie oft über das schlackernde Hosenbein. Daher Socken über die Hose ziehen – auch wenn das im Sommer vielleicht ein bissl blöd ausschaut.

3. Helle Bekleidung

Schützt zwar nicht vor Zecken, aber immerhin erkennt man sie vor hellem Hintergrund leichter und kann sie sofort entfernen. Auf dem unteren Bild sehen Sie übrigens Herrn Helmuth A. W. Singer, Mitautor des allen Zecken trotzenden Standardwerks Wandern im Wienerwald, der hier nicht etwa nach dem Zeck Ausschau hält, sondern sich über einen „Scheiss-Zaun“ (noch dazu falsch geschrieben) wundert …

4. Repellents auftragen

Repellents sind Wirkstoffe, die durch ihren Geruch andere Organismen wie zum Beispiel Insekten abstoßen. Dabei unterscheidet man zwischen natürlichen und synthetischen Repellents.

Bei den natürlichen Mitteln handelt es sich meist um Präparate aus ätherischen Ölen, die etwa aus Zedern, Citronella, Minze oder Zitronen-Eukalyptus gewonnen werden. Auch den Geruch von Kokosöl mögen die lästigen Parasiten anscheinend nicht sonderlich. Allerdings ist die Wirkungszeit des Öls nur relativ kurz, und es bietet keinen hundertprozentigen Schutz.

Effektiver sind synthetische Repellents, zu denen etwa DEET-Präparate zählen. Die nicht ganz unumstrittenen Insektenschutzmittel, die ebenfalls direkt auf die Haut aufgetragen werden (etwa als Roll-on, Spray oder Lotion) garantieren Stichfreiheit und sind vor allem in Regionen mit einem hohen Übertragungsrisiko gefährlicher Krankheiten durch Insekten eine wichtige und verlässliche Schutzeinrichtung.

Persönliche Überzeugungen und Notwendigkeit werden euch hier die richtige Wahl treffen lassen.

5. Hotspots meiden

Zecken halten sich gern im Unterholz und in hohen Wiesen auf. In der freien Natur oder auch im Park sollte man solche Areale – wenn möglich – meiden. Auch im eigenen Garten braucht man es den unliebsamen Gästen nicht allzu gemütlich zu machen.

6. Zecken checken

Zecken stechen nicht sofort! Sie suchen oft stundenlang, bis sie die richtige Stelle am Körper ihres Wirten gefunden haben. Daher ist es sinnvoll, sofort nach der Wanderung aus dem „Gewand zu fahren“, die Kleidung am besten gleich in die Waschmaschine zu stecken und anschließend den ganzen Körper abzusuchen. Beliebte Stellen sind unter den Achseln, in den Kniebeugen, im Kopf- und Halsbereich, unterm Busen (sofern man einen hat), zwischen den Pobacken und auch den Zehen. Dann am besten noch schnell unter die Dusche und hoffen, dass man keinen Parasiten übersehen hat.

ACHTUNG: Zecken überleben problemlos einen Waschgang bei 40° C und laut einer Studie auch tagelang unter Wasser!

Was soll man tun, wenn man doch von einem Zeck gestochen wurde?

Am besten so schnell wie möglich entfernen oder entfernen lassen. Im Gegensatz zu FSME, das unmittelbar nach dem Stich übertragen wird, dauert es bei Borrelien mehrere Stunden, bis sie ins Blut gelangen. Das liegt daran, dass die Bakterien im Darm des Tiers angesiedelt sind und erst zum Ende des Saugvorgangs ausgeschüttet werden.

Zum Entfernen nimmt man eine Pinzette – und zwar nur die! Kein Öl, keinen Klebstoff und auch keinen Nagellack. Diese Hausmittel stressen das Tier zusätzlich und führen unter Umständen dazu, dass es seinen Darminhalt vorzeitig entleert. Mit der Pinzette ergreift man die Zecke knapp über der Haut und zieht sie vorsichtig heraus – nicht drehen! Anschließend untersucht man den Einstich darauf, ob der Kopf vollständig entfernt wurde, und säubert die Wunde dann mit einem Desinfektionsmittel. Die Zecke anschließend nicht ins Klo werfen, sondern lieber mit der Pinzette zerquetschen und aufbewahren, falls sich der Stich in weiterer Folge auffällig verhält. Sollten in den Tagen nach dem Stich grippeähnliche Symptome auftreten oder sich ein roter Kreis um die Wunde bilden, unbedingt einen Arzt aufsuchen und den toten Zeck mitnehmen.

Hier findet ihr eine bebilderte Anleitung des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit, wie ihr den Parasiten richtig entfernt.

Lasst euch das Wandervergnügen trotz Zecken nicht verleiden. Wenn ihr euch an die paar Tips aus unserem Beitrag haltet, könnt ihr die in unserem neuen Buch Wandern mit Kindern – Die 30 schönsten Tagesausflüge rund um Wien beschriebenen Wanderungen – trotzdem genießen. Hauptsache, der Zeck ist weg!

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