Rundgang: Die Taffa-Stadt

Für Wanderungen in und nahe den Tälern des Kamps und der Taffa im Osten des Waldviertels empfehlen wir in unserem Buch „Wandern im Waldviertel“ Horn als Ausgangspunkt von vier abwechslungsreichen Routen

Im fruchtbaren Horner Becken – an der Taffa am östlichen Randbereich des Waldviertels – liegt Horn mit seinen ca. 6.500 Einwohnern und ist historisch bedingt eine der elf niederösterreichischen Stadtmauerstädte und heute schulisches sowie medizinisches Regionalzentrum. Um 1150 beginnt die Errichtung einer wehrhaften Burgsiedlung, deren Mauern und Wehrtürme zu einem großen Teil erhalten sind. 1282 wird das ursprüngliche Hornarun erstmals als Stadt bezeichnet.

In unserem neuen Buch „Wandern im Waldviertel“ wählen wir als Ausgangspunkt für unseren Rundgang den freien Parkplatz im Taffatal im Osten der Stadt, der mit dem Pkw über die Wiener Straße (am Stadtmuseum vorbei) erreicht werden kann. Von dort gehen in die Wiener Straße hinauf, biegen links ein und stehen gleich vor der löwengesäumten Einfahrt zum Schloss …

Es handelt sich um die mittelalterliche Stadtburg der Puchheimer, die durch wiederholte Umbauten ihre heutige Gestalt annahm. Seit 1682 ist das Schloss im Besitz der Familie Hoyos-Sprinzenstein, wobei auch das Finanzamt Waldviertel einige Räumlichkeiten nutzt. Die romantische Schlosskapelle sowie die Parkkapelle kann man z. B. für Trauungen und Suiten für eine Nächtigung mieten. Sonst ist der Privatbesitz nur von außen zu besichtigen.

Kurz danach erreichen wir das Kunsthaus – ebenso ein Gebäude mit vielen Gesichtern. 1590 als Sitz der Familie Puchheim errichtet, wurde es 1657–1872 den Piaristen zur Einrichtung ihrer Schule überlassen. Danach war das Gebäude bis 1960 ein öffentliches Gymnasium. 1988 richtete man rund um den Renaissance-Arkadenhof ein Zentrum für Kultur und Kunst ein, in dem u. a. Veranstaltungen von „Allegro Vivo“ und „Szene Waldviertel“ stattfinden. Zudem gibt es hier Wohn-, Arbeits- und Verpflegungsmöglichkeiten. Ein Blick in die seit 1658 bestehende Piaristenkirche nebenan ist obligatorisch: Das Altarbild des Kirchenpatrons, des heiligen Antonius, schuf 1777 Martin Johann Schmidt, der „Kremser Schmidt“.

In Höhe der Mariensäule, die nach der Pestepidemie von 1679 als Pestsäule errichtet wurde, befindet sich auf dem Kirchenplatz der Durchgang zum Piaristensteg – einer Fußgängerbrücke über den Graben der Taffa, die wir benützen, um in den Schlosspark außerhalb der Stadtmauern zu gelangen. Wir bleiben nach Überquerung rechts flussseitig und richten im Weitergehen unseren Blick auf die südlichen Mauerteile, die zwischen Gärten und neuer Bausubstanz hervorlugen …

Über die Gasse Im Naturpark kommen wir in die Riedenburgstraße, die wir rechts vorgehen. Halb links vor uns erkennen wir die alte Pfarrkirche St. Stefan, die etwa 1250 entstand, später erweitert und barockisiert wurde. Noch vor der Prager Straße benützen wir eine Brücke über die Taffa, wo es nach rechts zum Geschützturm von 1594 geht, der nun zwischen modernen Bauten eingezwängt ist …  

Am mächtigsten Turm der Stadtmauer vorbei schlüpfen wir durch die Einkaufspassage Öhlknechthof, kommen in die Prager Straße und halten uns links. Auf Nr. 9 befand sich bis 1895 das Prager Tor. Das Allianzwappen Hoyos-Sprinzenstein ist noch erhalten und gegenüber im Stadtpark aufgestellt, in den wir nach der Bezirkshauptmannschaft über den lärmigen Schützenplatz hinübergehen. Das erwähnte Wappen ist Gestaltungselement eines Kriegerdenkmals mit Brunnen und Tümpel unter einer extrem schiefstämmigen Weide.

An einer Steinskulptur von Friedrich Schiller vorbei erreichen wir eine freiere Fläche, wo ein gemauertes Gartenportal auffällt, dessen geschwungener Giebel eine Bacchus-Szene krönt. Dieses Ensemble ist als „Platz der Kinderrechte“ bezeichnet. Nach dem kleinen Rundgang im Erholungsbereich gehen wir wieder vor zur BH Horn, biegen links um die Ecke in den Stadtgraben und gehen an den Westtürmen vorbei. Beide Wehrbauten werden von Gebäuden neueren Datums architektonisch arg bedrängt. Wir folgen dem Pfeil „Fußweg Zentrum“ und benützen einen Durchgang zur Florianigasse, wo wir uns rechts wenden und zum großzügig dimensionierten Hauptplatz vorgehen. Hier herrschen Biedermeierfassaden vor, unter die sich Bauteile aus früheren Epochen mischen. Den Abschluss zur Prager Straße hin bildet der Florianibrunnen.

Dominierendes Bauwerk zwischen Hauptplatz und Kirchenplatz ist die während der Reformation 1593–97 entstandene Georgskirche. Der spitze Turm überrascht mit seinen vier kleineren Ecktürmchen, da er nach einem Brand 1880 der Prager Teynkirche nachempfunden wurde. Im Inneren fällt der Blick auf den Hauptaltar von 1730, wo der heilige Georg dargestellt ist. Am rechten Seitenaltar prangt ein Gemälde der schwarzen Madonna von Krakau, das ebenso vom „Kremser Schmidt“ gestaltet wurde. Im Gewölbe des Hauptschiffs findet man Stadtwappen, Doppeladler und Wappen der Familien Puchheim und Hoffmann.

Auf dem Kirchenplatz beachten wir noch das Sgraffitohaus von 1587 (letztes Bild ganz unten), das 1767 bis 1850 als Rathaus diente und seither Bezirksgericht ist, spazieren durch die Pfarrgasse zur Thurnhofgasse, wo wir in einem schmalen Durchgang fortsetzen, um zu den nördlichen Stadtmauerteilen zu gelangen. So erreichen wir das Rondell, das als Bauelement der Zwingermauer eingegliedert war.

Wir gehen die Mauerfront entlang weiter am Rand der Robert-Hamerling-Straße; gegenüber erregt das Vereinshaus – ein generalsaniertes Gebäude für größere Veranstaltungen aller Art – unsere Aufmerksamkeit. Wird die Mauer wieder von Häusern abgelöst, biegen wir in einen Fußweg neben dem Mödringbach ein und steuern den Graselturm an, der Teil des Höbarth- und Madermuseums ist, das wir noch besuchen können (April bis Oktober, Di–So 10–17 Uhr), wenn wir an urzeitlichen, stadtgeschichtlichen und volkskundlichen Fundstücken interessiert sind, die von Josef Höbarth gesammelt wurden. Ernst Mader hingegen trug in seinem Sammlerleben unzählige landwirtschaftliche Geräte und Maschinen zusammen. Dies alles und eine Antikensammlung kann man hier im Museum Horn besichtigen. Der Außenbereich schmiegt sich ganz an die alten östlichen Mauerteile an. In das Museum integriert ist auch die Bürgerspitalskapelle von 1398, die ein Dreikönigsfresko birgt.

Im Graselturm, der Ende des 15. Jh.s erbaut wurde, findet man eine Dokumentation über Johann Georg Grasel, der ebenfalls noch Thema eines Beitrags sein wird. Im Museumshof sind noch Reste des 1863 abgetragenen Wiener Tors zu sehen, das man sich als Verlängerung der Mauer zur Wiener Straße hin vorstellen kann, und auch der barocke Wappenstein von 1686. Wir schließen die Stadttour ab, indem wir um die Bürgerspitalskapelle herumgehen und vor dem Schloss links ins Taffatal abbiegen.

Weitere Details über die Stadtrunde in Horn entnehmen Sie dem Beitrag „Die Stadt der Vielfalt“ in unserem Buch „Wandern im Waldviertel“.

Folgende vier Touren mit dem Ausgangspunkt Horn bieten wir detailliert beschrieben an:

5-1 Auf gallischen Pfaden. Durch die Wälder nördlich von Horn

5-2 Devotionalien. Auf dem Grasel-Rundwanderweg

5-3 Durch das Taffatal. Aus Kamegg über die Rosenburg nach Horn

5-4 Zu den Gärten der Benediktiner. Von der Burg Gars ins Stift Altenburg

(shaw)

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