Mit Beginn der warmen Jahreszeit werden Schlangen wieder aktiv. Das liegt daran, dass sie sogenannte „Kaltblüter“ sind, also Tiere, die auf ihre Umgebungstemperatur angewiesen sind, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Schlangen brauchen warmes Wetter, um ihre Körperfunktionen und Stoffwechselprozesse optimal zu betreiben. Ist es kalt, verlangsamen sich diese Prozesse, und sie werden weniger aktiv und können auch nur wenig Nahrung zu sich nehmen. Steigen die Temperaturen, werden auch die Schlangen aktiver und suchen am liebsten sonnenbeschienene Felsen und warme Böden auf.


Auch im Nationalpark Donau-Auen, den wir sowohl bei der Wanderung 1 – Fuchsweg und Biberhaufen als auch bei Wanderung 5 – Am, über und unter Wasser und auch bei Wanderung 12 – Die Aussichtsreichen zwei aus unserem neuen Buch Wandern mit Kindern besuchen, ist es wieder so weit. Hier tummeln sich neben der Ringelnatter und der Würfelnatter auch die Schling- und die Äskulapnatter – letztere ist eine begnadete Kletterin und überrascht nichtsahnende Wanderer gelegentlich auch von oben. Was sie eint: Allesamt sind sie ungiftig und stehen unter strengem Schutz!
Darauf weist auch der Nationalpark im aktuellen Artikel Die Schlangen der Auen sind erwacht ausdrücklich hin, um zum einen unwissende Besucher zu beruhigen und zum anderen Schlangen vor Attacken zu schützen.

Schlangen haben leider kein gutes Image. Sie werden oft als falsch und listig dargestellt. Dass einige von ihnen giftig sind, macht die Situation nicht besser. In ganz Österreich gibt es allerdings nur zwei Arten, vor denen man sich in acht nehmen muss: die Sandviper und die Kreuzotter. Beide sind äußerst selten und kommen im Nationalpark Donau-Auen nicht vor. Ob die Angst vor Schlangen – auch Ophidiophobie genannt – nun angeboren ist, weil sich unsere Urururururgroßeltern in der Steinzeit schon vor den giftigen Arten schützen mussten und daher oft schon eine schlängelnde Bewegung am Boden ausreicht, um diesen Urinstinkt auszulösen, oder ob diese Reaktion einfach durch Beobachtung schon sehr früh erlernt wird, darüber sind sich die Forscher nicht ganz einig. Vielleicht ist es eine Mischung aus beidem.
Es ist also nur natürlich, dass man sich erschreckt, wenn eine beim Sonnenbad gestörte Schlange durchs Gebüsch oder über den Weg flüchtet – womit man naturgemäß nicht gerechnet hat. Wichtig ist: ruhig bleiben, der Schlange eine Fluchtmöglichkeit geben und den seltenen Moment genießen, in dem man diese eleganten Tiere in Ruhe beobachten kann. Auch Kindern kann man schon früh die Angst nehmen, indem man ihnen einen entspannten und respektvollen Umgang vorlebt. Springen Mama und Papa nicht in Panik davon, werden es die Kinder auch nicht tun.

Auf der Schlossinsel beim Nationalpark-Zentrum schlossORTH hat man zum Beispiel die Möglichkeit, oben erwähnte Nattern in einem großen Freigehege, getrennt durch eine Glasscheibe, in Ruhe zu beobachten. So kann vielleicht eine eventuelle Abneigung in Faszination umschlagen. Und wenn man dazu erklärt, dass Schlangen mehr Angst vor uns haben als umgekehrt und – wenn überhaupt – nur in Notwehr beißen, nimmt das vielleicht auch ein wenig die Furcht. Schlangen wollen einfach ihre Ruhe haben und ergreifen so schnell wie möglich die Flucht, sollten sie darin gestört werden!
Lustiges Detail am Rande: Bei den vier Arten, die in den Donau-Auen beheimatet sind, ziehen zwei Stinken als Abwehr dem Zubeißen vor!
TIPP: Wollt ihr noch mehr über die Tierwelt in den Donau-Auen erfahren? Dann besorgt euch entweder unser neues Buch Wandern mit Kindern. Die 30 schönsten Tagesausflüge rund um Wien, in dem ihr auch eine spannende Donau-Safari findet, oder informiert euch auf der umfangreichen Web-Seite des Nationalparks: Tierporträts Nationalpark Donau-Auen