Geht mit Gott …

Zwei Heilige erwarten uns am Beginn dieser Wanderung, die sich problemlos – wenn auch zwangsmaskiert – mit der Straßenbahn erreichen lässt. Ob die steinernen Gottesmänner uns mit ihren Fürbitten geschlossene Ausflugslokale ersparen werden? Lesen Sie selbst

Begleiten Sie uns diesmal zur Endstelle der Linie der Linie 60 – wo sind die Zeiten, als die Durchsagen in der Straßenbahn noch vom “Umsteigen zu den Linien” sprachen?! – nach Rodaun. Dort beginnt nicht nur der Wiener Mariazellerweg, sondern auch die Wanderung Nr. 15 („Am Stadtrand von Wien“) in unserem Buch für alle Jahreszeiten: „Wandern im Wienerwald“. Wir gehen von der Endstation die paar Schritte zurück zur Ketzergasse – übrigens der längsten Gasse der Stadt – und in ihr stadtauswärts, wo wir bald auch schon die Bergkirche von Rodaun vor uns aufragen sehen.

01 Heiligenfigur Aufgang Bergkirche Rodaun 1

Bald biegen wir nach links in die Willergasse ein und stehen nach wenigen Metern vor dem Aufgang zur Bergkirche, wo uns nicht nur der heilige Josef, sondern auch der heilige Florian (der Schutzheilige der Feuerwehrleute, aber auch der Bierbrauer …) erwarten. So gelangen wir auf den Kirchenvorplatz, wo uns eine deutlich erkennbare Wandertafel zu unserem ersten Zwischenziel, der Wiener Hütte, weist.

04 Wegweiser zur Wienerhütte am Kirchenvorplatz

Nach etwa einer Stunde auf angenehmen, leicht bergauf führenden Waldwegen, die trotz des Wochentags viel begangen und von Läufern frequentiert werden (Gott sei Dank bleiben uns hier wenigstens die Mountainbiker erspart), kommen wir zur Wiener Hütte, die nach langen Umbauten nun seit etwa eineinhalb Jahren wieder offen hat. Allerdings natürlich nicht heute, logischerweise, weil ja angeblich überall das Virus lauert, das erst mit dem behördlich genehmigten Aufsperren der Gaststätten Mitte Mai seinen Dienst beenden soll.

08 Wiener Hüttte zur Coronazeit

Wir gehen also weiter, bleiben im Wald und gelangen so bald nach Breitenfurt, wo auch das griechische Restaurant „Odysseus im Grünen Baum“ geschlossen hat. Wie hat es früher in der Werbung immer geheißen? „Wenn er’s nur aushoit …“ Naja, wenigstens ist gleich neben dem Lokal ein offener Bücherschrank, an dem wir uns ein Weilchen aufhalten und mit günstiger Literatur versorgen können. (Letztes Mal war der Rucksack gleich um zwei Kilo schwerer.) Und den mitgebrachten Proviant verzehren wir an der nächsten ruhigen Stelle im Wald. Aber auch dort kommen immer wieder Jogger, Mountainbiker und Spaziergänger mit Hund vorbei – ein Zeichen dafür, dass sich die Leute nicht mehr ängstlich daheim zusammenkauern und nervös auf die nächste Durchsage über neue „Maßnahmen“ warten. Stattdessen genießen sie wie wir die Natur und idyllische Frühjahrsanblicke wie den auf dem unteren Bild.

09 Wiese nach Breitenfurt

Und noch eine gute Nachricht: Die Abzweigung, die uns von der Forststraße auf dem Hundskehlberg Richtung Laab im Walde bringt und über deren Verschwinden durch einen großen Holzstoß wir vor etwas mehr als zwei Jahren berichteten, ist jetzt wieder deutlich sichtbar – achten Sie auf die rote Markierung!

10 Abgang Richtung Laab - wieder frei

Dass in Laab auch der Laaberhof zu hat (mit einem hoffentlich scherzhaft gemeinten Schild, das „Geschlossen von 1. 1. bis 31. 12.“ besagt), versteht sich von selbst, ist aber trotzdem traurig. Doch auch das nimmt uns nicht die Freude am Rest der Wanderung, deren Verlauf Sie im besagten Wanderbuch in allen Einzelheiten nachlesen können. Darin steht übrigens auch, dass ein Teil der Strecke fast immer von gewissenlosen Bergradlern zerstört ist. Diesmal allerdings nicht, weil es ja seit Monaten kaum mehr geregnet hat. Nur eine kleine Stelle ist noch etwas feucht, und da dürften die Mountainbiker in ihrem endlosen Vernichtungswahn extra viel kreuz und quer gefahren sein, damit man weiß, dass sie da waren. Als ob das wen ernsthaft interessieren würde …

12 Radfahrdreck trotz Trockenheit an der Tiergartenmauer

Wir wenden unseren Blick von den grauslichen Spuren ab und wandern weiter. Irgendwo am Weg begegnet uns dann ein frommer Spruch (siehe unten), der uns zeigt, dass es die Heiligen vom Beginn der Wanderung gut mit uns gemeint haben. In diesem Sinne: Lassen Sie sich weiterhin nicht unterkriegen, sondern gehen Sie einfach drauflos!  (ph)

07 "Glücklich ist"-Sinnspruch

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