Mons Cetium – der Wienerwald zur Zeit der Römer

Beim Wandern entdecken wir immer wieder Römergräber und gehen auf alten Wegen dahin. Géza Frank will es den alten Römern nachtun – und lädt uns dazu ein

Géza Frank ist nicht nur ein ausgezeichneter Musiker mit internationalem Renommee, sondern auch Experte in Sachen Römisches Reich. Dabei liegt sein Schwerpunkt in der experimentellen Archäologie. Im Februar 2020 unternahm er etwa eine Expedition in die Alpen und bestieg den 2310 m hohen Falkert in Winterausrüstung aus dem 4. Jh. Auch als Initiator des „Fests der Spätantike“, das alljährlich in der Römerstadt Carnuntum zelebriert wird, hat er sich einen Namen gemacht.
Zur Zeit stellt er sich einer „14-Tage-Rüstungs-Challenge“, bei der er zwei Wochen ausschließlich in römischer Rüstung verbringen wird. Wir dürfen ihn dabei begleiten und seine Erfahrungen teilen. Bei meinen Aktionen geht es darum, auf Kulturschätze an der Donau aufmerksam zu machen, ihnen durch ,Living History‘ wieder ein Gesicht und Leben zu geben und damit den Menschen einen Zugang zu diesem Erbe zu schaffen“, sagt Frank.

Bevor wir uns aber gemeinsam mit Géza Frank auf eine Zeitreise begeben, liefert er uns einen kurzen Überblick über die Bedeutung des Wienerwalds zur Zeit der Römer:

„Das Gebiet des heutigen Wienerwaldes kam im Zuge der Eingliederung des keltischen Königreich Noricum zwischen den Jahren 16. v. Chr. und den ersten Jahrzehnten des 1. Jh.s zum Römischen Reich. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurden entlang des Donau-Limes (eines Teils der römischen Militärgrenze; Anm. d. Red.) neue Kastelle und Städte errichtet, die wie Carnuntum teilweise zu beachtlicher Größe heranwuchsen. Im Laufe der Jahrhunderte konnte sich ein effektives Grenzverteidigungssystem etablieren, das seinen Höhepunkt und maximalen Ausbau im 4. Jh erreichte.

Karte: CC Ziegelbrenner

Die meisten Baudenkmäler Roms, die im Nahbereich des Wienerwaldes noch zu finden sind, stammen aus jener Zeit. Das Verteidigungssystem sah Kastelle, Türme und Kleinburgen, genannt Burgus, in regelmäßigen Abständen in Flussnähe vor, während die größeren Zivilstädte im Hinterland angelegt waren.
Die Türme waren stets in Sichtweite voneinander und konnten die Nachricht vom Durchbrechen diverser Gruppierungen schnell an die Reiterkastelle am Fluss weiterleiten, die Banditen oder Plünderer dann im Hinterland stellen konnten. Zusätzlich gab es noch Flottenverbände und Marineeinheiten auf der Donau, die durch die Auen patrouillierten.

In Hadersfeld (wo wir auch im Zuge der Wanderung Nr. 5 in unserem Wanderbuch vorbeikommen; Anm. d. Red.) stand ein Turm, der zu diesem Verteidigungssystem des 4. Jh.s gehörte und vermutlich vom Kastell in Zeiselmauer (Cannabiaca) aus bemannt wurde.
In Zeiselmauer kann man noch heute (etwa im Zuge des Römerrundgangs; Anm. d. Red.) die spektakulären Reste eines Kastell-Burgus oder Reduktionskastells und einen komplett erhaltenen zweiten Burgus finden. Es ist dies der einzig völlig erhaltene Burgus an der Donau.“

Photo: CC Veleius
Photo: CC Veleius

Neugierig geworden? Näheres über den römischen Donau-Limes im 4. Jh. n. Chr erfahren Sie im ersten Teil von Géza Franks interessanter Doku „The Roman Limes“ mit dem Schwerpunkt Wienerwald. Der YouTube-Beitrag ist in perfektem Englisch gehalten und daher eine gute Fremdsprachenübung für alle Leser. (Zur Unterstützung lassen sich Untertitel freischalten.)

Wir freuen uns schon auf den nächsten Beitrag unseres „Living History“-Experten – demnächst in diesem Blog.  (kat)

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