Wie oft sind wir schon an ihr vorbeigekommen, haben sie kurz bewundert, ein paar Photos geschossen und sind dann weitergewandert! Die Laurenzi-Kirche in der Streusiedlung Haag bei Markersdorf ist ein Fixpunkt unserer Wanderung 11 – Auf den Buchberg in unserem Buch Wandern im Wienerwald, das seit einiger Zeit in der dritten und natürlich feinsäuberlich aktualisierten Auflage vorliegt.

Der heilige Laurentius, dem dieses schöne Bauwerk am Waldrand gewidmet wurde, starb im Jahre 258 n. Chr. den Märtyrertod. Der grausame römische Kaiser Valerian hatte zuerst den damaligen Papst Sixtus II. enthaupten lassen und dann Laurentius, den Archidiakon von Rom, unmissverständlich aufgefordert, sämtliches Eigentum der Kirche in Kaisers Hand zu geben. Laurentius verteilte das Vermögen daraufhin unter seinen Gemeindemitgliedern und präsentierte dem Kaiser die Armen und Kranken als den wahren Reichtum der Kirche. Diese Ungehörigkeit nahm Valerian nicht einfach hin, sondern ließ Laurentius auf einem Gitterrost langsam zu Tode braten.
Der Kult um den Heiligen breitete sich auch im deutschsprachigen Raum aus, nachdem Kaiser Otto I. die Ungarn am Laurentiustag (10. August) des Jahres 955 in der Schlacht auf dem Lerchfeld besiegt hatte. Und so kam es, dass die verantwortlichen Kirchen- und Landesherren in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts beschlossen, am Hang des Buchbergs eine Kirche zu Ehren des Laurentius errichten zu lassen. Darum rankt sich sogar eine erbauliche Sage:
Als Baugrund wurde damals ein Platz im Ort Markersdorf festgelegt, an dem die Bauern – die seinerzeit noch Leibeigene waren – Steine, Sand und Holz abluden. Wie sehr aber staunten die Dorfbewohner, als das Baumaterial am nächsten Tag in der Früh verschwunden war und sich erst nach längerem Suchen an einer Stelle oberhalb des Ortes wiederfand. Sie schleppten alles wieder hinunter, doch am nächsten Tag war wieder alles wie von Geisterhand auf die Anhöhe bewegt worden. Für die kommende Nacht wurde also ein Zimmermann beauftragt, auf einen Baum in der Nähe zu steigen und von dort aus Wache zu halten. Am Morgen darauf entdeckten die Dorfbewohner nicht nur das Baumaterial, sondern auch dessen Bewacher (samt Baum) an der Stelle, wo heute das Kirchlein steht. Der Zimmermann berichtete, dass ihm in einer Vision der hl. Laurentius erschienen sei und gesagt habe, „er wolle nicht eingeengt von den Gebäuden der Menschen, sondern fern von dem Getriebe der Welt, in Gottes freier Natur wohnen“. Danach hätten Engel den Platz für das Gotteshaus abgesteckt und sogar nachts beim Bau geholfen. Deswegen heißt der Platz in der Nähe der Laurenzi-Kirche bis heute „Engelstall und Engelwiese“.
An der Südseite der Außenmauer ist übrigens ein römischer Stein aus dem 3. Jahrhundert eingemauert, der ein Relief des geflügelten Todesgenius zeigt und den wir Ihnen auch nicht vorenthalten wollen:

Wie man vom Bahnhof Neulengbach-Stadt, dem Ausgangspunkt dieser Tour, zur Kirche des hl. Laurentius kommt, das können Sie in bewährter Weise unserem Wanderbuch entnehmen. Von dort aus geht’s bergauf und wir erreichen in ca. einer halben Stunde den Gipfel des Buchbergs mit seiner charakteristischen Warte, deren derzeitige Version im Jahr 2004 errichtet und feierlich eröffnet wurde. Von ihrer Aussichtsplattform bietet sich nicht nur ein imposanter Blick auf die Hügel der Umgebung, sondern auch auf das Schutzhaus am Buchberg, das unbedingt einen Besuch wert ist.


Da wir aber einen Mittwoch für unsere Wanderung gewählt hatten, weil die Wälder unter der Woche immer so herrlich menschenleer sind, mussten wir uns der Tatsache stellen, dass beide Lokale am Weg Ruhetag hatten. Zu diesem Zwecke führt der geübte Wanderer auch stets eine selbstgemachte Jause mit. Wir verzehrten unseren Proviant im Gastgarten des geschlossenen Schutzhauses, was ein paar Ziegen aufmerksam machte und aus dem geöffneten Gatter ihres Geheges lockte. Vielleicht wollten die freundlichen Tiere ja einfach nur Gesellschaft – wahrscheinlich war ihnen aber eher daran gelegen, von unserer Jause mitzunaschen.


Nach dieser denkwürdigen Begegnung ging es weiter auf dem Weg, den wir im Buch genau beschrieben haben und auf dem uns neuerdings auch ein Schild über die Römergräber informiert, die in dieser Gegend entdeckt wurden. Gegen Ende der Tour, als wir am Gasthaus Mayer in Rekawinkel vorbeigegangen waren (Ruhetag …), sahen wir schon zum zweiten Mal ein Haus, vor dem ganzjährig Halloween zu herrschen scheint …

Anhand eines Flyers konnten wir feststellen, dass es sich dabei um Österreichs erstes Horror-Escape-Theater handelt, in dem man eine bis zu 90 Minuten lange Live-Gruselshow mit Rätselei erleben kann. Würde uns auch interessieren – wenn wir einmal zur richtigen Zeit vorbeikommen … (ph)

