Kommt Ihnen dieser Sommer auch schon unendlich lang vor? Wir mussten einige unserer größeren Wanderprojekte für dieses Jahr vorübergehend auf Eis legen, weil es mittlerweile selbst im schattigen Wald unerträglich schwül und heiß ist. Jetzt haben die Meteorologen uns beschieden, dass die schreckliche Hitzewelle womöglich noch ein paar Wochen anhalten kann.
Zum Glück hat der Wienerwald hier ein paar Trümpfe im Ärmel. Wir stellen Ihnen drei Fluchtwege aus dem Hochofen Wien vor.
Fluchtweg 1: Eine Bootsfahrt unter Tage
Bei der Wanderung 20 in unserem Buch Wandern im Wienerwald hat man am Wendepunkt der 10,5 km langen Strecke um den Kalenderberg bei Mödling die Möglichkeit, sich abzukühlen – und das bei bei konstanten 9° C! Möglich ist das in der Seegrotte Hinterbrühl, wo man durch ein kühles Stollensystem, geschützt vor den unbarmherzigen Strahlen der Sonne, zum größten unterirdischen See Europas gelangt und diesen sogar befahren kann!
Seine Existenz verdankt der See übrigens einem Unfall im Jahre 1912. Bei einer Sprengung im damaligen Gipsbergwerk drangen 20 Millionen Liter Wasser in die Gänge, woraufhin der Betrieb stillgelegt werden musste. Erst 1932 – nachdem der unterirdische See von Höhlenforschern entdeckt wurde – erwarb der Wiener Likörfabrikant Friedrich Fischer die Anlage und ließ sie zum Schaubergwerk umbauen. Rasch wurde die Grotte mit ihrem „blauen See“ zum beliebten Ausflugsziel.
1993 diente der See sogar als Schauplatz für eine Szene im Hollywood-Blockbuster „Die drei Musketiere“ mit Charlie Sheen, Kiefer Sutherland, Chris O’Donnell und Tim Curry in den Hauptrollen. Die Filmrequisiten kann man noch heute im Zuge einer Führung durch das Bergwerk bewundern.
Nähere Infos und Öffnungszeiten finden Sie hier: www.seegrotte.at
Fluchtweg 2: Das „Wegerl im Helenental“
Wem neun Grad im Hochsommer dann vielleicht doch etwas zu kühl sind, für den bietet sich ein Teil der Wanderung 23 aus dem Buch Wandern im Wienerwald an. Schon Peter Alexander wusste von den Vorzügen dieser idyllischen Promenade und hat sie daher besungen. Vielleicht kennen Sie das Lied ja?
https://youtu.be/x3sjJxJ3U6c
Ausgangspunkt des erholsamen Spaziergangs ist der Promenadenweg in Baden. Nach dem Parkplatz überquert man auf einer Brücke die Schwechat und findet hier die Beschilderung „Wegerl im Helenental“, der man nach rechts folgt.
Hier promeniert man bequem auf romantischen Wegerln entlang der Schwechat – meist im Schatten und immer nur einen Steinwurf vom erfrischenden Nass entfernt. Unterwegs passiert man dann die Antonsgrotte …
… und kurz darauf den Beethovenstein. Schon der berühmte Komponist soll hier 1824/25 des öfteren geweilt haben – vermutlich ebenfalls auf der Flucht vor der Hitze.
Nach einem kurzen Anstieg erreicht man das traditionelle Ausflugslokal Augustinerhütte (Freitag Ruhetag). Hier kann man den Tag erfrischt und erholt ausklingen lassen, bevor es wieder in die aufgeheizte Großstadt zurück geht.
Fluchtweg 3: In kühlem Mineralwasser baden
Der Rundwanderweg „Vom Kursalon zur Berghütte“ (Wanderung 24 im Buch Wandern im Wienerwald) beginnt und endet in Bad Vöslau.
Hitzeresistente Wanderer können den wunderschönen, 17,5 km langen Weg durch die Föhrenwälder und Weinberge des Kalkstein-Wienerwaldes in Angriff nehmen und sich anschließend mit einem Besuch im Thermalbad Vöslau belohnen.
Für einmalige Eindrücke (Jubiläumswarte, die Andachtsstätte „Zur Waldandacht“, Denkmäler und alte Villen) sowie genügend Einkehrmöglichkeiten wie die Vöslauer Hütte, wo man sich mit kühlen Getränken aller Art versorgen kann, ist im Zuge der Wanderroute jedenfalls gesorgt.
Vernünftige Menschen gehen jedoch gleich auf Sommerfrische ins Thermalbad und somit auf die Reise in eine andere Ära …

Schon die alten Römer wussten die heilenden Eigenschaften der Quelle zu schätzen; eröffnet wurde das Bad aber erst 1873. Seither hat sich rein äußerlich nicht viel daran verändert.

Man fühlt sich in die Zeit der Jahrhundertwende zurückversetzt – mit Kabanen, Schwedenduschen und allem, was dazugehört.

Und wer jetzt denkt „Thermalbad, bei der Hitze, die spinnen ja“, der täuscht sich gewaltig.

Im Grünen Becken – dem Herzstück der Anlage – sprudelt das Wasser nämlich direkt aus der Ursprungsquelle (einer der tiefsten Quellen Europas) und hat eine erfrischende Temperatur von 21° C. Man badet also in quellfrischem Mineralwasser, das gleich ums Eck in Flaschen abgefüllt wird und unter dem allseits bekannten Namen Vöslauer im Handel erhältlich ist.
Und nachher, beim Heurigen und einer Flasche Mineral zum Wein, freut man sich auf einen – hoffentlich kühleren – Wanderherbst. (kat)
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