Seien wir ehrlich – im Horrorsommer 2018 war es viel zu heiß, um sich im Wald und auf der Wiese zu verlustieren, wenn man nicht gerade einen Hitzschlag riskieren wollte. Deshalb beschlossen wir, eine ganze Woche dem „Wandern“ durch diverse Museen zu widmen.
Den Anfang machte das Heeresgeschichtliche Museum – schon deswegen, weil es eines der wenigen Museen ist, die am Montag offen haben. Bereits von außen ist das Arsenal, der älteste Museumsbau der Stadt Wien, äußerst beeindruckend. Drinnen begeisterte uns im Erdgeschoß wieder einmal die museumsdidaktisch hervorragend gestaltete Ausstellung über den Ersten Weltkrieg, ebenso wie die Räume auf der anderen Seite, in denen man sich über die Zwischenkriegszeit, den Zweiten Weltkrieg und die österreichische Marine informieren kann.
Aber nächstes Mal fangen wir im ersten Stock mit der Besichtigung an … sonst sind wir wieder zu müde, um auch die anderen Exponate dieses sehenswerten Hauses ausreichend zu würdigen.
Heeresgeschichtliches Museum. Militärhistorisches Institut, Arsenal, Objekt 1, 1030 Wien. Öffnungszeiten: täglich 9–17 Uhr (bis auf div. Feiertage). Eintritt (Normalpreis): € 6,–
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Unser nächster Besuch galt dem Wien Museum, das leider ohne Bindestrich auskommen muss und einst den viel schöneren Namen „Historisches Museum der Stadt Wien“ trug. Dort ist noch bis 7. Oktober 2018 die großartige Ausstellung über den Architekten Otto Wagner zu sehen, dem wir nicht nur die alten Stadtbahnstationen und die Löwenbrücke in Nußdorf verdanken, sondern auch noch viele andere Bauwerke und Ideen. Wie man weiß, hat er auch die Kirche und die Pavillons am Steinhof entworfen – und diese „Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Gemütskranke“ wurde seinerzeit beworben wie ein Luxushotel. Heute lässt die Stadt Wien dort leider viel zu viel verfallen und übt sich in zwielichtigen Grundstücksgeschäften. Da erfreuen wir uns doch lieber an diesem historischen Plakat:
Wien Museum. Karlsplatz 8, 1040 Wien. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag/Feiertag 10–18 Uhr. Eintritt (Normalpreis): € 10,–
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Und weil soeben von den Stadtbahnen die Rede war: Am Mittwoch führte unsere Forschungsreise in die Remise – das Verkehrsmuseum der Wiener Linien, das tatsächlich in einer historischen Straßenbahnremise in Erdberg untergebracht ist. Dort erfahren Interessierte alles über die Geschichte der öffentlichen Verkehrsmittel der österreichischen Hauptstadt, angefangen von der Pferdetramway über die diversen Straßenbahnlinien und -modelle, Busse und U-Bahnen Wiens bis hin zum historischen Kontext. Auch von den mittlerweile leider längst verschwundenen Bergbahnen im Wienerwald gibt es einiges zu sehen. Interessante Fakten darüber können Sie übrigens in unserem Buch „Wandern im Wienerwald“ nachlesen; demnächst liefern wir Ihnen auch auf diesen Seiten ein paar zusätzliche Informationen und Photos zum Thema. Versprochen!
Remise – Verkehrsmuseum der Wiener Linien. Ludwig-Koeßler-Platz, 1030 Wien (nahe der Stadionbrücke). Öffnungszeiten: Mittwoch 9–18 Uhr, Samstag und Sonntag 10–18 Uhr. Eintritt (Normalpreis): € 8,–
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Am Donnerstag wurde es dann so richtig unterhaltend – im Prater. Wir begaben uns nicht etwa zum Riesenrad- und Liliputbahn-Fahren in den berühmten Wiener Vergnügungspark (obwohl wir später schon angelegentlich ein paar Automatenhallen begutachteten und uns beim Schweizerhaus-Imbiss Erdäpfelpuffer und Pommes frites vergönnten), sondern besichtigten zum allerersten Mal das Pratermuseum.
Der im Planetarium untergebrachte Raum, der ebenfalls zum Wien Museum (Herrgott, ist das eine Analphabeten-Sprache ohne den Bindestrich!) gehört, bietet auf wenigen Quadratmetern und einer Galerie erstaunlich spektakuläre Anblicke. Das fängt bei den Freakshows und Abnormitätenschauen an (das politisch korrekte Geschwafel zu den Exponaten muss man halt nach Kräften ignorieren), setzt sich fort mit Informationen zum leider nicht mehr vorhandenen Themenpark „Venedig in Wien“, den man gern einmal „live“ gesehen hätte, und geht über Ringelspiele, alte Automaten, Kasperltheater, Gast- und Kaffeehäuser bis zu Feuerwerken und frühen Flugshows. Erstaunlich und unbedingt einen Besuch wert … und man wird auch gleich inspiriert, irgendwann bald wieder dem Planetarium selbst die Ehre zu geben.
Pratermuseum. Oswald-Thomas-Platz 1, 1020 Wien (im Planetarium). Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag/Feiertag 10–13 und 14–18 Uhr. Eintritt (Normalpreis): € 5,–
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Nach so viel Unterhaltungsgeschichte wurde es Zeit, sich wieder einmal den dunklen Seiten des Lebens zu widmen. Und was würde sich besser dazu eignen als das Wiener Kriminalmuseum, in dem von historischen Übeltätern, ihren Verbrechen und Opfern ebenso berichtet wird wie von den Gesetzeshütern (und Strafmaßnahmen bis zu Hinrichtungen), die das kriminelle Treiben in der Wienerstadt bekämpften bzw. verhindern sollten?
Hier wird man auf Schritt und Tritt mit der Tatsache konfrontiert, dass die gute alte Zeit auch nicht ganz ungefährlich war. Andererseits trifft der Autor dieser Zeilen auch ein paar alte Bekannte wie Theresia Kandl, Josefine Luner oder Adrienne Eckhardt wieder, über die er auch schon das eine oder andere Mal geschrieben hat.
Man sieht hier viel Erschütterndes und Trauriges – aber das wirklich Traurige bei diesem Besuch des Kriminalmuseums war der Zustand vor allem der Räume im Untergeschoß. Da miachtelt es, dass es seine Art hat, der Verputz bröckelt ab, der schwarze Schimmel zieht sich bedrohlich über ein paar Wände, und auch einige der Exponate sind bereits von Feuchtigkeit und Fäulnis bedroht. Selbst wenn es hier Entlüftungsgeräte gäbe, würden die nichts mehr helfen, also ist dringend eine Renovierung angesagt. Hoffentlich geht sich das noch aus, bevor es zu spät ist.
Sonst kann man sich nicht nur Verbrechen, sondern bald auch dieses wertvolle Museum aus dem Kopf schlagen …
Wiener Kriminalmuseum. Große Sperlgasse 24, 1020 Wien. Öffnungszeiten: täglich außer Montag 10–17 Uhr. Eintritt (Normalpreis): € 6,–
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Je mehr draußen die Sonne herunterbrennt, desto mehr wollen wir uns der Düsternis hingeben. Deshalb ist am Samstag das Wiener Bestattungsmuseum am Zentralfriedhof dran (nicht wie am Bild unten beim ersten Tor aussteigen, sondern bitte am zweiten – es ist nur so ein schönes Stationsschild), das uns zeigt, wie es bei der letzten Fahrt zugeht.
Die Geschichte des Bestattungswesens ist ja an sich schon interessant. Noch viel aufschlussreicher sind jedoch die wienspezifischen Ausstellungsstücke. Immerhin leben wir (noch) in einer Stadt, wo es früher einmal sogar Klappsärge und Leichenstraßenbahnen gab, wo die Bestatter „Pompfinewra“ (Pompfüneberer) hießen und bei manchen immer noch heißen und wo eine schöne Leich’ das höchste der Gefühle ist. Dass man zur Besichtigung unter eine denkmalgeschützte Aufbahrungshalle im Jugendstil steigen muss, verleiht der musealen Angelegenheit noch mehr Atmosphäre.
Bestattungsmuseum am Wiener Zentralfriedhof. Tor 2 (Haupteingang), Untergeschoß der Aufbahrungshalle 2, Simmeringer Hauptstraße 234, 1110 Wien. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9–16.30 Uhr, Samstag (von 1. 3. – 29. 9. sowie 13. – 27. 10. 2018) 10–17.30 Uhr. Eintritt (Normalpreis): € 6,–
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Wir schließen unsere Museums-Wanderwoche mit einem reumütigen Besuch in Eichgraben ab. Reumütig deshalb, weil wir das dortige Wienerwaldmuseum in unserem Wanderbuch schmählich außer acht gelassen haben … es lag halt leider an keinem unserer Wanderwege. Das soll aber nicht heißen, dass Eichgraben nicht sehenswert wäre oder dass es dort keine Wandermöglichkeiten gäbe, ganz im Gegenteil. Und bevor wir uns hier um Kopf und Kragen schreiben, sei nur dies erwähnt: Das vom örtlichen Fremdenverkehrs- und Verschönerungsverein eingerichtete und betriebene Museum ist unbedingt einen Besuch wert!
Sie erfahren in den Räumlichkeiten des alten Fuhrwerkerhauses nicht nur viel über die Geologie und die Höhlen des Wienerwalds (eine nachgebaute Indoor-Höhle kann der Besucher sogar begehen), über archäologische Erkenntnisse und die Geschichte der Region, sondern können sich in den Räumen im Obergeschoß, wo jüngere Exponate aus der Gegend ausgestellt sind, auch ein wenig der Nostalgie hingeben.
Und für jene unter uns, die sowieso nur den ganzen Tag am Computer sitzen, lohnt sich auch ein Blick auf die alten Landwirtschafts- und Handwerksgeräte, die im Wienerwaldmuseum aufbewahrt werden. Ein alljährlicher Flohmarkt, auf den wir hierorts auch schon hingewiesen haben, rundet das erfreuliche Bild ab.
Wienerwaldmuseum Eichgraben. Hauptstraße 17, 3032 Eichgraben. Öffnungszeiten: Mittwoch und Donnerstag 8–12 Uhr, Samstag und Feiertag 14–17 Uhr, Sonntag 10–12 und 14–17 Uhr. Eintritt (Normalpreis): € 4,–
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Wie schon erwähnt: Sie müssen nicht die nächste Hitzewelle abwarten. Wenn das Wetter nicht mitspielt oder das Wandern Sie aus irgendeinem Grund gerade nicht freut, machen Sie einfach eine Museumstour. Bildung hat ja – so wie körperliche Bewegung – noch nie geschadet. (ph)
[…] über das liebevoll gestaltete Wienerwaldmuseum in Eichgraben berichtet – einmal in unserer „Museums-Wanderwoche“ und ein anderes Mal in der Ankündigung des alljährlichen […]