Finest Selection (Teil 1)

Die Photokünstlerin, die für einen Großteil der gelungenen Bebilderung unseres Wanderbuchs zuständig ist, berichtet über ihre sehr persönlichen Erfahrungen mit der Entstehung von „Wandern im Wienerwald“

Ich habe in dieses Buchprojekt quasi eingeheiratet. Als ich einen der beiden Autoren vor zweieinhalb Jahren kennen und lieben gelernt habe, stand dieser kurz darauf in Verhandlung mit dem Falter-Verlag, der besagtes Buch von Peter Hiess und Helmuth (A. W.) Singer herausbringen wollte. Von da an sind wir – sofern es Zeit und Witterung irgendwie zuließen – gewandert. Meistens habe ich dabei eine von den beiden Herren ausgetüftelte Route ausgedruckt in die Hand bekommen und als Test-Wanderin fungiert, was zugegeben nicht selten einen gewissen Unterhaltungswert hatte (siehe „Suchspiel mit Harz“). Und fast immer habe ich dabei Photos von unseren Exkursionen gemacht, die sowohl im Buch als auch hier im Blog zu finden sind.

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Seit vergangenem Herbst kann ich nun voller Stolz verkünden, alle 30 im Buch beschriebenen Wanderungen erfolgreich gegangen zu sein – und möchte darüber ein kleines Resümee schreiben, bevor ich Ihnen meine fünf Lieblingsrouten verrate.
Da ich einen großen Teil des Entstehungsprozesses hautnah miterleben durfte, ziehe ich gleich zu Beginn meinen sprichwörtlichen, in der Praxis jedoch nicht vorhandenen Hut vor den beiden Autoren.

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Photo: © Chris Haderer

Ein Laie kann sich kaum vorstellen, wieviel Arbeit und Herzblut in diesem Wanderbuch stecken. Ich kann das jetzt und bin voll der Bewunderung. Neue, interessante, nicht jedem bekannte Routen zu finden, die – wenn möglich – auch noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen sein sollen, ist schon nicht leicht. Aber einen gefundenen Weg dann auch noch so nachvollziehbar zu beschreiben, dass er den Großteil der Leser vor Irrwegen bewahrt, ist eine wahre Kunst. Auch ich bin ein paarmal „irrgegangen“ bzw. habe verwirrt vor Weggabelungen oder Wandertafeln verweilt – zum Glück immer in Begleitung zumindest eines Autors. Manchmal sind wir dann alle ratlos dagestanden und haben an der Formulierung getüftelt, manchmal lag es aber auch an mir, weil ich zum Beispiel – gebannt vom Anblick der Wotrubakirche – an der im Buch genau beschriebenen Abzweigung vorbeigeträumt bin.
Dann gibt es aber natürlich auch noch die notorischen Irrgeher, bei denen Hopfen und Malz verloren ist. Die steigen am Beginn einer Route aus dem Bus aus, lesen im Buch „Gehen Sie links an dem Haus vorbei und dann über die Brücke“, gehen prompt rechts an besagtem Haus vorbei und finden die Brücke nicht. Und so geht’s dahin … da sind selbst dem bemühtesten Wanderbuchschreiber die Hände gebunden. Aber irgendwie findet selbst der Irrgeher immer ans Ziel – oder wenigstens sicher nach Hause.

04 neue Wandertafeln von Gemeinde Bad Vöslau40 Baum Abzweigung Baden verwirrende Markierungen 6

Man kann es eben nicht allen recht machen – und muss trotzdem versuchen, es möglichst richtig zu machen. So auch beim Buchprojekt „Wandern im Wienerwald“: Als die 30 schönsten Wanderungen auf Herz und Nieren geprüft waren, mussten etwaige Änderungen eingefügt, Einkehrmöglichkeiten inklusive Öffnungszeiten recherchiert und sogar die öffentlichen Verkehrsverbindungen genau nachkontrolliert werden (da wird schon einmal mitten während des Schreibens eine Buslinie eingestellt oder eine Station verlegt …).
Anschließend sichteten wir zu dritt die vielen, vielen Photos, trafen eine Vorauswahl, beschrifteten die Bilder und ordneten sie den entsprechenden Wanderrouten zu, während der hypergenau arbeitende Herr Singer sich um das Kartenmaterial kümmerte. Als Manuskript, Bilder und alles andere endlich vollelektronisch beim Verlag gelandet waren, ging es dort los: Das Lektorat bearbeitete die Texte, die Graphik wählte Photos aus, der Kartenzeichner zeichnete Karten. Schließlich wurde das Buch gesetzt, die Autoren erhielten die Druckfahnen, und nach mehreren Korrekturgängen und WIRKLICH ALLERLETZTEN Korrekturen ging das Werk endlich in Druck.
Ein paar Wochen später war das bange Warten zu Ende: Das Buch lag vor uns, druckfrisch, schön und in edles Plastik eingeschweißt. Der Aufwand hatte sich gelohnt.

56 Schampus zur 2. Auflage

Bei der gut besuchten Präsentation in der Buchhandlung Kuppitsch wurde das Werk der Öffentlichkeit vorgestellt und verkauft sich seither so gut, dass nach nicht einmal einem Jahr eine zweite Auflage erschien (natürlich wieder mit aufwendig recherchierten und erwanderten Aktualisierungen und Verbesserungen).

Autoren bei der Buchpräsentation

Wer jetzt glaubt, damit sei die Sache für Peter Hiess und Helmuth Singer abgeschlossen, der täuscht sich. Auch nach dem Erscheinen des gedruckten Buchs haben es sich die Autoren zur Aufgabe gemacht, die Käufer ihres Buches auf dem laufenden zu halten – zum einen mit höchst interessanten und vor allem amüsanten Lesungen und Vorträgen, zum anderen über diese Website, die den geneigten Wanderer auch vor unliebsamen Überraschungen (z. B. urplötzlich auftretenden oder von langer Hand geplanten Streckenänderungen, Wegsperren, geschlossenen Hütten sowie diversen anderen Gefahren, die ihn mitten im Wald erwarten können) zu bewahren. Wo findet man denn sowas heute noch – um das Geld?!

Schilderwald

So, jetzt bin ich etwas abgeschweift und gar nicht zu meinen ursprünglich geplanten fünf Lieblingswanderungen gekommen. Aber von denen erzähle ich Ihnen dann einfach beim nächsten Mal.  (kat)

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Kommentare anzeigen (3)
  1. Finde dieses Projekt echt genial! Das Buch muss ich mir besorgen, wir gehen nämlich ganz oft im Wienerwald spazieren – aber genau deswegen muss ich nachfragen: du warst von der Wotrubakirche abgelenkt? Ich kann da gar nicht hinschauen weil ich sie so unglaublich hässlich finde 🙂

    1. Schön dass dir unser Projekt gefällt! Wir freuen uns immer sehr über Kommentare, denn da lernen wir unsere sonst doch eher anonymen Leser ein wenig kennen 😊 Die Wotrubakirche ist ein ziemliches Monstrum. Ich habe sie damals zum ersten Mal in Natura gesehen und war so irritiert, dass ich gleich vom Weg abgekommen bin … ich persönlich finde sie scheußlich – vor allem als Gotteshaus. Als bedrohliches Fotomotiv hat sie jedoch was 😉 viel Freude mit dem Buch! Vielleicht laufen wir uns ja einmal über den Weg!

      1. Hahaha ja genau so ging es mir beim ersten anblick auch 🤣 wirklich ein recht bombastisch hässliches Gebäude, aber du hast recht als fotomotiv gibt sie schon was her 🤣 vor allem als Appell an die kirche sowas nicht nocheinmal zu bauen.
        Ja werde ich haben und vlt sieht man sich wirklich mal! 😉

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