Pfingst-Ausflug

Wer sich zu den Feiertagen (schon wieder Feiertage?!) wieder einmal nach Greifenstein wagt, wird angenehm überrascht: Der Burgherr lässt wieder wandern

Vor etwas mehr als einem Jahr hatten passionierte Wanderer noch allen Grund zum Ärgern. Wie wir seinerzeit berichteten, war in Greifenstein-Altenberg der bewährte Wanderweg durch den Hof der Burg Greifenstein und weiter nach Hadersfeld einfach gesperrt. Der Burgherr führte Bauarbeiten durch, und der Rest des Wegs war wegen angeblich dringender Holzfällerei aufgrund des Eschentriebsterbens nicht mehr begehbar. Und das ausgerechnet bei der Wanderung Nr. 5 aus unserem Buch „Wandern im Wienerwald“, die von Greifenstein über den Naturpark Eichenhain und die Windischhütte nach Salmannsdorf führt! Bei unserem Urtext, der uns eigentlich damals auf die Idee brachte, ein Werk über Wienerwaldwanderungen zu verfassen! Bei unserem ersten gemeinsamen Wanderweg! Bei einer Route, die der Autor dieser Zeilen in seinem Leben mindestens 15- bis 20mal beschritten hat!

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Aber genug der kunstvollen Aufregung. Als wir heuer im Frühjahr nach Greifenstein fuhren, um den Stand der Dinge zu prüfen, wurden wir freudig überrascht. Diesmal mussten wir uns nämlich nicht mit der Miniaturburg vor einem Privathaus in der Hadersfelder Straße (siehe oben) zufriedengeben, sondern sahen am Beginn der Kostersitzgasse, dass das Schild „Gehweg zur Burg Greifenstein“ nicht mehr wie vor einem Jahr zugedeckt war; außerdem fand sich dort jetzt noch eine neue gelbe Wandertafel „Hadersfeld über Burgweg“. Wir machten uns also auf den Weg.

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Das mit dem Gehweg zur Burg Greifenstein fängt zwar gut an, endet aber schon in der ersten Linkskurve. Dorthin wurde nämlich die Sperre verlegt, die den Pfad zur Burg nach wie vor blockiert. Aber immerhin hat der Burgherr den peinlichen Druckfehler auf einem seiner Schilder ausbessern lassen … und rechts vom Gitter führt tatsächlich der besagte neue Burgweg in den Wald hinein.

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Und der ist, wie man auf dem Bild unten sieht, hocherfreulich und bringt uns in wenigen Minuten auf einen Platz oberhalb der Burg …

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… wo man das immer noch in Renovierung befindliche Gebäude wenigstens hinter einem weiteren Zaun aufragen sieht. Von dort aus setzt sich der alte Wanderweg, den wir in der ersten Auflage unseres Buchs beschrieben haben, weiter fort wie anno dazumal.

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Ach ja, übrigens – der Burgherr lässt gütigerweise noch informieren:

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Aber: „Voraussichtlich“ wird das Areal „gegebenenfalls“ für die Öffentlichkeit „zum Teil“ (zum Ausschreiben hat der Platz nicht gereicht) wieder geöffnet? Geht’s nicht noch ein bissl eventueller? Macht aber nix. Danke, lieber Burgherr, und/oder, danke, liebe Gemeinde Greifenstein, für diesen gelungenen Wanderwegkompromiss! Die dringend notwendigen Waldarbeiten halten zwar, wie man auf dem nun (unfreiwillig) sehr viel breiteren Weg nach Hadersfeld sowie dem Photo unten sieht, bis heute an, aber das macht den Eichenleitenberg – übrigens die nördlichste Erhebung der Alpen – im Endeffekt kein bisschen weniger attraktiv. Vor allem in diesem Frühjahr …

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Wer nun allerdings die zweite Auflage unseres Wanderbuchs besitzt, in der wir wegen der vollständigen Burg- und Wegsperre einen anderen Weg nach Hadersfeld beschrieben, wird sich wundern: Die letzten Meter des auf untenstehender Tafel als „Greifenstein über Fleischackergraben“ beschriebenen, wesentlich steileren Aufstiegs schafft man mittlerweile wohl nur mehr, wenn man in einen ganzkörperlichen Brennesselschutz gehüllt ist.

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Wie unsere Wanderung über Berg und Tal und schließlich in eine Wiener Heurigengegend weitergeht, das lesen Sie am besten in unserem Buch nach, dort wird die Route ausführlichst beschrieben.

Nur eines sei hier noch – mit einer Träne im Augenwinkel – erwähnt. Wenn man schließlich vom „Häuserl am Roan“ über die Zierleitengasse mit ihrem schönen Blick auf Wien zum Endpunkt des Wanderung hinabsteigt …

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… und dann in die steile Dreimarksteingasse kommt, bleibt einem eine große Enttäuschung nicht erspart: Die „Dorfschenke“, ein beliebter und traditionsreicher Heurigenbetrieb, …

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… hat – wie man nicht nur auf dem Bild unten, sondern auch auf der Website des Lokals sieht, ihre Pforten für immer geschlossen. Der Grund dafür: „Die Liegenschaft wurde verkauft.“ Das freut garantiert nur die Immobilienspekulanten, die dort ein weiteres Würfelhaus hinstellen werden. Für den Wanderer bleibt als Trost, dass es unten in Salmannsdorf und Neustift ja noch etliche andere Heurige gibt … aber schade ist es trotzdem.  (ph)

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