Keine Angst – wir konfrontieren Sie hier nicht mit einer Kinderwagen-Wanderung – stattdessen ziehen wir es vor, gar nicht so genau zu wissen, was das ist; dafür gibt’s ja auch andere Bücher und andere Autoren. Wo die im Titel angesprochene „Kinderwagen-Gefahr“ herkommt, das verraten wir Ihnen am Schluss dieses Beitrags.
Am Beginn dieser Tour – Wanderung Nr. 11 („Auf den Buchberg“) aus unserem Buch „Wandern im Wienerwald“ – steht der Bahnhof Neulengbach-Stadt, den wir am mittleren Vormittag erreichen. Wir durchqueren danach das Ortszentrum und gehen an der Kirchenmauer entlang bis zu einer Straßenkreuzung, wo wir den gelb markierten Weg durch die Almersbergstraße (Richtung „Buchbergwarte“) einschlagen. Haben wir auf dieser Straße etwas an Höhe gewonnen, sehen wir bei einem Blick zurück auch die Burganlage von Neulengbach, die leider nicht öffentlich zugänglich ist.
Egal – auf der Route erwarten uns ja genug andere Attraktionen, zum Beispiel die oben abgebildete Oldtimer-Sammlung am Wegesrand, kurz nachdem wir in der kleinen Ortschaft Almersberg der Markierung folgend links abgebogen sind.
Wenn wir dann im Wald angelangt sind, wählen wir statt der gelben die blaue Markierung, die uns leicht bergab auf den Ortsflecken Haag zuführt. Ein Blick durch den kahlen Wald nach links zeigt uns, dass auf den Wiesen und Feldern noch etwas Rauhreif liegt. Von der Kapelle St. Laurenzi aus geht es dann wieder bergauf; bald trifft der blau markierte wieder auf den gelben Weg und wir steigen weiter auf den Buchberg hinauf. Dort angekommen, sehen wir, dass das Schutzhaus am Buchberg wegen Urlaubs geschlossen hat (aber nur mehr bis 19. Februar) – aber die Warte hat offen, also genießen wir auf ihrer Plattform die Aussicht und unsere Jausenbrote.
Der Abstieg führt uns in Richtung der kleinen Ortschaft Burgstall. Bevor wir aber wieder in den Wald abbiegen, werfen wir noch einen Blick zurück auf die durchaus exzentrisch gestaltete Buchbergwarte:
Wie dieser Wanderweg genau weitergeht, das können Sie in unserem Buch nachlesen. Wir halten jedenfalls auf Rekawinkel zu und erblicken in dieser ruhigen Gegend wieder die vier Bäume, die uns zu jeder Jahreszeit gefallen … auch in einem so seltsamen Winter wie diesem.
Auf der ganzen Strecke scheint alles unverändert und genau wie auf den Seiten unseres Wanderführers beschrieben. Aber jetzt kommt’s! Auf den letzten Schritten, wo wir bei besagter Wanderung Nr. 11 noch geschrieben haben: „Treten wir dann unter den Bäumen hervor, so befinden wir uns bereits auf dem Bahnhofssteg der Station Rekawinkel und benützen den ersten Abgang (Bahnsteig 2), um den Zug Richtung Wien zu erreichen.“
Alles falsch, leider … Weg ist er, der Bahnhofssteg, ersatzlos entfernt und abgerissen. Deswegen zeigen wir ihn unten noch einmal, damit Sie wissen, wie er ausgesehen hat. Den Bahnsteig 2 erreicht man trotzdem ganz einfach, man muss nur ein paar Schritte nach links gehen.
Das hilft uns an diesem Wochenende aber leider gar nix, weil wegen Bauarbeiten Schienenersatzverkehr herrscht (ist aber schon wieder vorbei, keine Panik). Wir müssen also unter dem ehemals so netten kleinen Bahnhof Rekawinkel (Bild unten), der im Lauf mehrerer Jahre erfolgreich totrenoviert wurde, durch. Ein seelenloses Stiegenhaus mit charakterlosem Aufzug bringt uns durch einen wesenlosen Gang zum nächsten Stiegenhaus. Barrierefrei, das ja, aber hässlich, wie es nur moderne oder modernisierte Bauten sein können. Wir verlassen den Bahnhof auf der anderen Seite, warten auf den Schienenersatzverkehrs-Bus und steigen eine Station weiter aus, um dort auf die Bahn zu warten.
Dort stoßen wir gleich auf zwei seltsame Phänomene. Zum einen fällt auf, dass die ÖBB aus den alten Ansagen von Chris Lohner nicht mehr nur Silben verwenden und neu zusammenbauen dürfte, sondern mittlerweile sogar einzelne Lohner-Laute zu gewagten Durchsagen kombiniert. „Geddein …“ sagt Chris Lohner – und danach weitere unverständliche Dinge. Zweimal. Erst beim dritten Mal verstehen wir, was sie uns mitteilen will: „Geht ein … starker Wind …“
Und jetzt kommt die Geschichte mit dem Kinderwagen (endlich!). Wenn nämlich besagter starker Wind geht oder das Wetter sonstwie unwirtlich ist, oder wenn man überhaupt auf die schräge Idee kommt, mit dem Kinderwagen einen Bahnsteig aufzusuchen, dann sind hochkomplexe Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, nämlich diese:
„Kinderwagen bitte quer zum Bahnsteig abstellen, Feststellbremse fixieren und mit Halteschlaufe befestigen.“ Wir alle erinnern uns demütig an die unglaublich gefährlichen Zeiten, als noch täglich Orkane durch die Bahnhöfe Österreichs fegten und wilde Windhosen nicht nur Kinderwagerln, sondern auch Kinder bis zum Teenageralter auf die Gleise schleuderten oder so weit wegtrugen, dass man sie erst auf der nächsten Station wiederfand. Und wir freuen uns darüber, dass die ÖBB mit ihren Vorsichtsmaßnahmen nicht übertreibt – schließlich wird man ja heute auch davor gewarnt, dass Kaffee heiß sein könnte, wenn man sich ihn auf den Unterleib schüttet, und dass man seine Zunge nicht in einen laufenden Mixer halten möge. Die Welt wird immer sicherer …
PS – und weil wir grad bei Stationen der Westbahnstrecke sind: Wer unsere Wanderung Nr. 14 („Ein Besuch beim Kaiserbrünndl“) gehen will – die wir auch sehr empfehlen können –, sollte sich auf eine Planänderung ganz zu Beginn gefasst machen. „In der Haltestelle Pressbaum wechseln wir durch eine Unterführung (am Zugende) auf den gegenüberliegenden Bahnsteig und gehen diesen die ganze Länge entlang“, heißt es in „Wandern im Wienerwald“. Und weiter: „So kommen wir in die Linke Bahngasse und gleich danach in die in den Ortskern führende Taborskystraße, die in die Hauptstraße von Pressbaum mündet.“
Beim Vorbeifahren vor einer Woche haben wir gesehen, dass besagter Bahnsteig wegen Bauarbeiten gesperrt ist, was dem optischen Eindruck nach einige Zeit dauern könnte. In diesem Fall empfehlen wir, direkt über den Bahnsteig hinunterzugehen und sich in der Hauptstraße nach rechts zu wenden, wo man nach einiger Zeit die Einmündung der Taborskystraße erreicht. Von dort an geht es so weiter wie im Wanderführer beschrieben. (ph)
[…] starke Burg Neulengbach, an der man im Zuge der Wanderung 11 im Buch Wandern im Wienerwald („Auf den Buchberg“) vorbeikommt, war 1683, als die Türken […]
[…] schön – die beiden waren auf dem Buchberg (Tour Nr. 11 in unserem Wanderführer) und stehen gerade neben einer freundlichen Ziege vor der interessant […]
Diese Warnungen und entsprechende Haltevorrichtungen wurden auf den Bahnsteigen angebracht, nachdem es binnen weniger Jahre (2015, 2017) zweimal zu tödlichen Unfällen gekommen war, als Mütter ihren Kinderwagen auf dem Bahnsteig kurz aus den Augen liessen, um schnell etwas zu erledigen. In diesem Kontext finde ich Witze daher etwas geschmacklos.
lg, jutta
Ja, kann schon sein, daß Sie das geschmacklos finden … Ich finde halt solche Hinweise und die allgemeine „Wir wollen vor allem und jedem sicher sein“-Paranoia der Gegenwart etwas (was heißt – stark) übertrieben. Peter Hiess