Die Sphinx und das Schloss

Im zweiten Teil unserer Urlaubs-Wanderungen in und um Triest besuchen wir das berühmte Schloss Miramare – und essen Fisch, wie sich das am Meer gehört

Wenn man über „unseren“ Erzherzog Ferdinand Maximilian Joseph Maria von Österreich liest, stößt man immer wieder auf die Formulierung „der unglückliche Maximilian“. Es stimmt schon – der Habsburger und jüngere Bruder von Kaiser Franz Joseph I. hatte ziemliches Pech (schon weil er Maria hieß). Andererseits muss einem der Hochadel grundsätzlich nicht leidtun; zumal es eine recht blöde Idee war, dass sich der gute Mann von Napoleon III. als Kaiser von Mexiko installieren ließ (und von seinem Bruder dazu angetrieben wurde, tatsächlich in die Neue Welt zu übersiedeln und auf sämtliche Erbansprüche in der Heimat zu verzichten). Es passierte, was passieren musste: Das mexikanische Volk und das Militär des Landes waren doch nicht so begeistert von ihrem neuen Herrscher aus der Fremde, wie man Maximilian vorgespiegelt hatte – und stellte ihn nur drei Jahre vor seinem Machtantritt vor ein Kriegsgericht sowie anschließend vor ein Erschießungskommando. Sein Leichnam wurde (eher unprofessionell) konserviert, per Schiff nach Triest gebracht und dann nach Wien überführt, wo er heute in der Kapuzinergruft ruht.

Was lernen wir daraus? Reisen bildet. Vor allem, wenn man Gelegenheit hat, unweit von Triest das wunderschöne Schloss Miramare zu besichtigen, das Maximilian I. und seine Gattin Charlotte (die nach seinem Tod endgültig verrückt wurde) ein paar Jahre vor seinem mexikanischen Abenteuer errichten ließen und im Jahr 1860 bezogen.

Wir fuhren mit einem der großartigen Busse, die bereits im 1. Teil unserer Triest-Erinnerungen Erwähnung fanden bis kurz vors Ziel, stiegen aber schon auf der Straße oberhalb des Schlosses aus und bahnten uns dann gut beschirmt unseren Weg über besagte Straße, einen Stufenabgang hinunter und schließlich über die kaiserlich-königliche Zufahrt zum Haupteingang von Miramare. Da wir früh genug dran waren, konnten wir die Besichtigung ohne allzuviel Gemensch genießen. Gleich zu Beginn waren wir beeindruckt von der Schlafkoje und dem Arbeitszimmer Maximilians, die nach dem Vorbild seiner Räumlichkeiten auf all den Schiffen eingerichtet waren, an die sich der Oberbefehlshaber der österreichischen Kriegsmarine gern erinnerte. In einem der folgenden Räume stellten wir uns dann vor, wie es wäre, hier zu wohnen und bei jedem Wetter – auch bei Nieselregen, so wie heute, durch die Fenster den Blick aufs Meer genießen zu dürfen.

Danach musste natürlich ein Spaziergang auf die Mole sein, wo eine leider von Vogeldreck gezeichnete Sphinx über den Seezugang zu Miramare wacht und man einen wunderbaren Blick auf das Schloss hat.

Anschließend durchstreiften wir die wunderschönen Schlossgärten – eine Parkanlage, die 22 Hektar groß ist (wir haben bei weitem nicht alles gesehen), teils als italienischer Garten und andernteils als typisch englischer Park angelegt wurde, voller Lauben, Statuen, kleiner Gebäude und allerlei sonstiger sehenswerter Dinge, u. a. dem Eichhörnchenbrunnen, den wir Ihnen hier nicht zeigen. Schauen Sie ihn sich lieber selber an …

Im Hintergrund des unteren Bildes sieht man das kleine Café im Garten von Miramare, wo wir uns wieder einmal über einen Spätfrühstücks-Cappuccino und ein Cornetto freuten – und geduldig darauf warteten, dass der leichte Regen endlich aufhörte.

Das tat er dann auch – und wir nahmen uns vor, auf der Promenade Richtung Triest zu spazieren, solange es uns freute. Dabei hatten wir das Glück, gerade dann an dem interessant aussehenden Restaurant „La Marinella“ vorbeizugehen, als es gerade aufsperrte. Wir gehörten somit zu den ersten Gästen und hätten eine Viertelstunde später wahrscheinlich eh keinen freien Platz im Garten mehr gefunden. Die freundlichen Wirtsleute wischten Tische und Sessel trocken und servierten uns ein köstliches Mittagessen. Und obwohl der Autor dieser Zeilen normalerweise keiner ist, der sich Fisch bestellt (ich will nicht gegen mein Essen kämpfen) oder Weißwein trinkt, konnte selbst er hier nicht anders. Und war mehr als froh darüber.

Nachdem wir uns an Speis und Trank gütlich getan hatten, nahmen wir unsere Wanderung an der Promenade wieder auf, erfreuten uns am Anblick der dräuenden Wolken über dem Meer und erblickten schließlich am Ufer diese moderne Skulptur eines Triestiner Mädchens, das dort einsam seine Tage und Nächte verbringt und viel zu wenig anhat. 😉

Aber immer noch besser als diese Schaukel, die dazu angetan ist, Kinder ein Leben lang schwer zu traumatisieren. Erst recht, wenn man sie mit den deutlich sichtbaren Sicherheitsgurten daran fesselt …

Trotzdem war’s ein schöner Spaziergang, der uns etliche Kilometer am Meer entlang führte, bis wir an einer Busstation dem neuerlich beginnenden Regen auswichen (und nach dem Aussteigen erst recht pitschnass wurden). Aber das war’s dann auch schon mit der angekündigten „Unwetterwoche“ in Triest. Ab jetzt ging es mit freundlichem Wetter weiter, wie Sie in der dritten und letzten Folge dieses Berichts sehen und lesen werden. (ph)

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